in: Co`med Fachmagazin für Complementär-Medizin
(BRD), 5. Jg. (1999), Nr. 4, S. 22-24; zum
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Psychopharmaka absetzen: in Selbsthilfe und mit therapeutischer
Unterstützung
Mediziner und Psychiater meinen zu wissen, wann sie psychiatrische
Psychopharmaka verordnen müssen. Doch über Entzugserscheinungen
(auch bei Antidepressiva, Lithium und Neuroleptika, sogenannten
antipsychotischen Medikamenten), über Rebound- und Supersensitivitätseffekte,
Rezeptorenveränderungen und behandlungsbedingt verstärkte oder
chronifizierte Psychosen und Depressionen machen sie sich wenig
Gedanken, geschweige denn, daß sie die Betroffenen über diese
Probleme informieren und ihnen gar beim Absetzen beistehen
von Ausnahmen abgesehen. Um dieses Tabu zu brechen, haben sich
erstmals eine Reihe kritischer Psychiatriebetroffener, Mediziner,
Psychiater, Psychotherapeuten, Sozialpädagogen und Heilpraktiker
in zwei neuen Büchern zu Wort gemeldet. Angesichts der Tatsache,
daß in Schmerzensgeldklagen im psychiatrisch-medizinischen Bereich
unterlassene Absetzversuche und daraus resultierende iatrogene
Schäden bereits in Urteilsbegründungen eingegangen sind, wird
dieses Thema wohl so schnell nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden.
Alternative psychosoziale Dienste
Ein wesentliches Charakteristikum alternativer psychosozialer
Dienste, so Karl Bach Jensen, Manager des Begegnungszentrums "Vækststedet"
("Ort des Wachstums") im dänischen Kolding und 1994
bis 1996 Vorsitzender des Europäischen Netzwerks von Psychiatriebetroffenen,
würde darin bestehen, Menschen bei der Bewältigung ihrer Probleme
zu helfen unter anderem durch gegenseitige Lernprozesse,
Rechtsbeistand, alternative Medizin, gesunde Ernährung, natürliche
Heilverfahren und spirituelle Übungen. Die alternative Arzneimittelkunde
habe ein großes Wissen über die Wirkung von Kräutern und Homöopathika,
die dem Körper und der Psyche helfen können, Entspannung und Wiederherstellung
des Gleichgewichts zu finden. Mit solchen Dingen könne man möglicherweise
nicht so viel Geld verdienen, doch sie sind es, die Zukunft haben,
schrieb Jensen im Schlußwort des neu erschienenen und von Peter
Lehmann herausgegebenen Buch "Psychopharmaka absetzen
Erfolgreiches Absetzen von Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium,
Carbamazepin und Tranquilizern". Dies könne natürlich nicht
heißen, die Augen zuzumachen vor den realen Problemen, die viele
Menschen haben. Menschen sollte bei der Bewältigung ihrer Probleme
wirksam geholfen werden. Laut Jensen müßten sich alternative Systeme
und dezentrale Dienste um die Bedürfnisse von Menschen mit psychosozialen
Problemen in einer Weise kümmern, daß der Gebrauch von synthetischen
und giftigen psychiatrischen Psychopharmaka minimiert und auf
lange Sicht überflüssig wird. Einen integrierten Teil eines zukünftigen,
ökologisch und humanistisch ausgerichteten Gesellschaftssystems
stelle der Verzicht auf toxische Stoffe in der Natur, im Wohnbereich,
in der Ernährung und in der Medizin dar. Der Verzicht auf den
Einsatz chemischer Gifte im psychosozialen Bereich könne unter
folgenden Gesichtspunkten entwickelt werden:
"In der Öffentlichkeit, bei Professionellen wie
bei Betroffenen ist ein Bewußtsein über das inhumane, gefährliche
und schädliche Kosten-Nutzen-Verhältnis chronischer Einnahme psychiatrischer
Psychopharmaka zu schaffen. Internationale Empfehlungen und nationale
Gesetze, die psychiatrische Zwangsbehandlung und speziell juristisch
verfügte Auflagen zur Dauereinnahme im ambulanten Bereich ermöglichen,
müssen bekämpft und verhindert werden. Es ist wichtig, Wissen
über Entzugsprobleme und darüber, wie diese gelöst werden können,
zu sammeln und zu verbreiten. Spezielle Hilfsprogramme und Einrichtungen
für Menschen mit Abhängigkeitsproblemen müssen entwickelt werden.
Die Aufklärung über schädliche Wirkungen und Abhängigkeitsrisiken
ist bereits vor der Erstverabreichung psychiatrischer Psychopharmaka
sicherzustellen. Die Verursacher psychopharmakabedingter Schmerzen,
Leiden und Behinderungen sind zur Zahlung von Schmerzensgeld zu
verpflichten. Es müssen Methoden, Systeme, Dienste und Institutionen
einer kurz-, mittel- und langfristigen Hilfe und Unterstützung
entwickelt werden, die in keiner Weise auf der Verabreichung von
synthetischen Psychopharmaka aufbauen."
Absetzen im Weglaufhaus
Eine dieser wenigen alternativen Einrichtungen, in denen Psychiatriebetroffene
in ihrem Wunsch nach möglichst gefahrlosen Absetzen von psychiatrischen
Psychopharmaka vorbehaltlos unterstützt werden, ist das Weglaufhaus
in Berlin. Dort arbeiten zehn PsychologInnen, SozialarbeiterInnen,
ehemalige Psychiatriebetroffene und vier Honorarkräfte rund um
die Uhr (wobei die Hälfte der MitarbeiterInnen ehemalige Psychiatriebetroffene
sind). Wie in dieser bundesweit einzigartigen öffentlich finanzierten
antipsychiatrischen Zufluchtstätte für Psychiatriebetroffene ohne
Wohnung (Tel. 030 40632146) mit psychiatrischen Psychopharmaka
umgegangen wird, schildert die Mitarbeiterin Kerstin Kempker in
ihrem Buch "Flucht in die Wirklichkeit Das Berliner
Weglaufhaus":
"Wenn man davon ausgeht, daß es ein Hauptanliegen
des Weglaufhauses ist, einen Ort jenseits psychiatrischer Zuschreibungen
und Methoden zu bieten, dann müßte die Auseinandersetzung mit
der psychiatrischen Methode überhaupt, dem Verschreiben und Verabreichen
von Neuroleptika, Antidepressiva und Tranquilizern, eigentlich
einen großen Raum im Weglaufhaus einnehmen. Auf den ersten Blick
vielleicht erstaunlich, auf den zweiten aber gar nicht: Pillenschlucken
ist im Weglaufhaus kaum Thema. Es wird gestritten, gelitten, gebrüllt,
zerstört aber es wird selten geschluckt (Pillen, Alkohol),
wenn auch viel geraucht (Tabak). Es wird viel Tee getrunken, verschiedenste
Kräutertees, zeitweilig auch viel Kaffee. Der Sandsack im Keller
wird genutzt, noch häufiger die weiten Felder, die sich am Ende
der Straße bis zum Nachbardorf erstrecken. Wer nachts nicht schlafen
kann, bleibt wach, redet mit uns, mit anderen BewohnerInnen oder
mit sich selbst, badet, hört Musik, liest, kocht sich etwas. Bei
MitarbeiterInnen wie BewohnerInnen beliebt sind ausgiebige Abendspaziergänge."
Den ständigen Anlaß für eine Pille, wie ihn viele aus der Psychiatrie
kennen, gebe es nicht, was für manche gerade zu Beginn ihres Aufenthalts
schwer auszuhalten sei. Sie fährt sie fort:
"Denn so sehr sie auch loskommen wollen von diesen
Psychopharmaka, so sehr ist es auch ihre 'letzte Krücke', das,
was da ist, wenn sonst nichts mehr da ist. Es hat sich bewährt,
für solche Momente einen Platz in unserem Safe anzubieten. Wir
heben das Mittel dort auf, und wenn wirklich nichts mehr geht,
dann kann er oder sie darauf zurückgreifen. Diese Sicherheit hat
fast immer genügt, um von ihr nicht Gebrauch machen zu müssen.
Auf dem Weg zum Safe sind außerdem wir anzusprechen, nicht als
Krankenpfleger, mit denen um die Bedarfsmedikation gerungen wird,
sondern als Menschen, die begreifen wollen, was los ist, denen
'zig andere Dinge als Entlastung, Überbrückung, vielleicht Lösung
einfallen, am allerwenigsten aber Pillen."
Und da alle BewohnerInnen, die mehr als zwei Wochen im Weglaufhaus
blieben, entweder von vornherein keine psychiatrischen Psychopharmaka
schluckten oder aber diese plötzlich bzw. stufenweise im Weglaufhaus
absetzten, gebe es auch unter den MitbewohnerInnen ein großes
Erfahrungspotential, wie es 'ohne' gehen kann und was überhaupt
alles erst 'ohne' wieder geht.
Keine Patentrezepte!
Ein Patentrezept, mit dem Probleme beim Absetzen und beim Entzug
von psychiatrischen Psychopharmaka ausgeschlossen werden können,
gibt es jedoch nicht. Dies ist ein Erfahrungsgrundsatz, den die
35 psychiatriebetroffenen AutorInnen von "Psychopharmaka
absetzen" ebenso teilen wie die zehn Psychotherapeuten, Psychiater,
Mediziner, Sozialarbeiter und Heilpraktiker, die ergänzend berichten,
wie sie ihren Klientinnen und Klienten beim Absetzen helfen.
Die Verschiedenheit der Menschen, ihrer Probleme und ihrer Möglichkeiten
verbietet einen Gedanken an Patentrezepte schon im Ansatz. Der
Überblick über die von den AutorInnen beschriebenen Faktoren,
die sie für ihr erfolgreiches Absetzen als wesentlich betrachten,
zeigt die Vielfalt der Herangehensweisen und Bedürfnisse.
Absetzen in Selbsthilfe
Bei sich abzeichnenden Problemen ist die allmähliche Dosisreduzierung
der beste Weg, Entzugsrisiken zu verringern. Dies ist besonders
wichtig, wenn das Psychopharmakon länger als ein oder zwei Monate
verabreicht wurde. Optimal wäre es, wenn alle Faktoren, die für
ein erfolgreiches Absetzen genannt wurden, gleichzeitig vorhanden
sind: eine verantwortungsbewußte Einstellung, eine an die Bedingungen
des Körpers, des Psychopharmakons, der Dosis und Dauer der Einnahme
angepaßte Absetzgeschwindigkeit, ein unterstützendes Umfeld, geeignete
Hilfemaßnahmen, fähige Profis und eine unterstützende Selbsthilfegruppe.
In der Regel ist jedoch davon auszugehen, daß die Bedingungen
beim Absetzen alles andere als optimal sind. Schlimmstenfalls
bleibt nichts anderes übrig, als sich am eigenen Schopf aus dem
Sumpf der psychopharmakologischen Abhängigkeit herauszuziehen.
"Wie Münchhausen", wird der psychopharmakaabhängige
Pirmin Reichenstein von seinem absetzerfahrenen Bruder belehrt.
Gerda W.-Z. macht Mut:
"Wir sind auf uns selbst Gestellte, aufgerufen,
verantwortlich zu leben. Wir sind nicht nur von anderen Verurteilte,
von anderen Geknebelte. Wir haben immer mehr Kräfte (auch Selbstheilungskräfte)
zur Verfügung, als wir an dunklen Tagen glauben mögen."
Einige AutorInnen schreiben, als Voraussetzung fürs Gelingen
sei es wichtig, psychopharmakaverordnende Mediziner in ihrer Inkompetenz
bzw. ihren herabgesetzten Möglichkeiten zu wirksamer Hilfe zu
durchschauen, Illusionen in ihre Hilfeversprechen aufzugeben und
sich vom behandelnden Arzt bzw. Psychiater sowie dem stigmatisierenden
und die Betroffenen zu handlungsunfähigen Patienten machenden
Krankheitsverständnis zu trennen. "Ich habe 21 wertvolle
Jahre meines Lebens verschenkt und vergeblich auf Besserung oder
Heilung gehofft", resümiert Bert Gölner. Schließlich sagte
ihm sein Verstand: "Erkenne dein Leiden und sei dein eigener
Therapeut hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner."
Um das Absetzen auch mittel- und langfristig erfolgreich zu machen,
sei es generell notwendig, sich der Anpassung an unangenehm empfundene
Situationen zu verweigern; hierzu kann sowohl das Verlassen einer
belastenden Umgebung gehören wie auch die Beendigung einer ungeeigneten
Partnerschaft. Bereits das Auftreten einer 'psychischen Krankheit'
sei an sich ein Signal, das die Notwendigkeit von Veränderungen
anzeige, so Maths Jesperson: "Verrücktheit ist keine Krankheit,
die es zu kurieren gilt. Meine Verrücktheit trat ein, um von mir
ein neues Leben einzufordern."
Wer es lernt, die eigenen Gefühle ernstzunehmen, der eigenen
Intuition zu folgen, Warnzeichen aufkommender Krisensituationen
zu erkennen und entsprechend zu reagieren, entgeht eher der Gefahr,
erneut Psychopharmaka verordnet zu bekommen. So war es für einige
AutorInnen hilfreich, daß sie Gelassenheit gegenüber belastenden
Lebensumständen, Geduld, Mut und Entschlossenheit sowie die Einsicht
entwickelten, daß Leiden zum Leben dazugehört. Sie gestehen sich
jetzt Fehler zu, akzeptieren Rückschläge, ohne gleich zu verzweifeln.
So schreibt Tara-Rosemarie Reuter: "Um das Instrumentarium
zu verfeinern, braucht es Rückfälle. Wie anders sollte man sonst
lernen?"
Die AutorInnen haben gelernt, angstbesetzte Situationen zu durchleben
und tiefsitzende Ängste abzubauen. Wilma Boevink berichtet:
"Im Lauf der Jahre habe ich den Mut gefunden, dem
in die Augen zu sehen, was ich mit all den Abhängigkeiten hatte
zudecken wollen. Ich habe die Ungeheuer aus meiner Vergangenheit
bekämpft, und um das tun zu können, mußte ich sie erst zulassen
und ihnen in die Augen sehen. (...) Man muß zudem den Mut aufbringen,
sich einzugestehen, wie es so weit hatte kommen können."
Sich aus emotionalen Verstrickungen zu lösen, gelang den Betroffenen
um so leichter, je eher sie Einsicht in Gewaltzusammenhänge entwickelten,
verrückte und störende 'Symptome' verstanden und angemessen in
alternativer Weise auf Krisen reagierten. Entsprechend gewinnen
die 'Symptome' trotz aller möglicherweise mit ihnen einhergehenden
Gefahren und Leidenszustände an Aussagekraft. Die nach Ende einer
akuten 'Phase' ob Verrücktheit oder Depression aufgenommene
Suche nach dem 'Sinn des Wahnsinns' hat vorbeugenden Charakter,
wie Regina Bellion feststellt:
"Wer sich danach mit seinen psychotischen Erlebnissen
auseinandersetzt, läuft anscheinend nicht so bald in die nächste
psychotische Phase."
Manche nennen als Grundvoraussetzung, die eigene (Mit-)Verantwortlichkeit
für ihr Leben, ihre problembelastete Vergangenheit und ihre Verantwortung
für ihre Zukunft zu erkennen. Carola Bock erkennt selbstkritisch:
"Heute weiß ich, daß ich mit schuld an den Krisen
war, weil ich falsch gehandelt hatte und selbst kein Engel war.
Meine Probleme war ich oft falsch angegangen, zu kopflastig, Lebenserfahrung
hatte ich auch noch nicht genügend gesammelt."
Als sehr konkrete Auswirkung von Selbstverantwortung gilt einigen
die Notwendigkeit, auf gesunde und regelmäßige Schlafgewohnheiten
zu achten.
Zu den positiven Lebensperspektiven, die das Absetzen von Psychopharmaka
begünstigen, zählen vor allem eine erfüllende und sinnvolle Beschäftigung,
sei es eine bezahlte Arbeit oder eine hobbyartige Tätigkeit (insbesondere
Schreiben), sowie Freundschaften und die Liebe. Dabei kommt es
auch darauf an, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren,
sondern sich abgrenzen und auf die Hinterbeine stellen zu lernen
und auch über heikle Dinge zu sprechen. Freundschaften beweisen
ihren Wert, wenn der Kontakt auch in Krisen aufrecht erhalten
wird.
Auf gleicher Ebene anzusiedeln sind Selbsthilfegruppen, sofern
sie es ermöglichen, daß ein offener Austausch über persönliche
Probleme ohne Beeinflussungsversuche stattfindet. Selbsthilfegruppen
liefern auch den Rahmen für gegenseitige Beratung und für die
Verbreitung von Informationen über mögliche Psychopharmakaschäden
und Entzugsprobleme. "Am meisten brachten mir jedoch die
Gespräche mit den Erfahrenen, die vergleichbare Erlebnisse und
eine ähnliche Weltanschauung hatten", berichtet Nada Rath.
Professionell unterstützen
Als weitere Hilfen beim Verringern von Absetz- und Entzugsproblemen
gelten homöopathische Entgiftung, Linderung von Entzugsproblemen
mit naturheilkundlichen Mitteln (z.B. Johanniskraut, Baldrian),
Körperarbeit, Psychotherapie, Gruppen- und Einzelgespräche, sportliche
Betätigung, Meditation, Gebete, schamanische Praktiken und vieles
mehr.
Wie wichtig eine nichtdiskriminierende zwischenmenschliche Beziehung
zwischen Absetzwilligen und professionellen HelferInnen ist, betont
Erwin Redig:
"Die Unterstützung wird nicht von den Leuten kommen,
die uns für krank erklärt haben. Sie muß bei denen gesucht werden,
die uns mit anderen Augen sehen, die eine ehrliche Wertschätzung
für uns empfinden und ein wirkliches Interesse an uns haben."
Professionelle HelferInnen nennen als Voraussetzung für eine
wirksame Unterstützung ihre menschliche Präsenz sowie ihre gute
Erreichbarkeit in der krisenträchtigen Zeit des Absetzens. Aber
auch die Betroffenen müssen ihren Teil zur Überwindung der Probleme
beitragen, die mit dem Absetzen einhergehen können. Daß dies nicht
immer einfach ist, weiß die Psychologin Constanze Meyer:
"Gemeinsam ist diesen Lösungen, daß sie meist zeitaufwendig
sind und eine aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation
und mit den eigenen Einstellungen und Verhaltensmustern erfordern."
Je mehr Angst beim Absetzen auf seiten der Betroffenen vorhanden
ist, desto wichtiger wird das Vertrauensverhältnis zum professionellen
Helfer und daß "... der Patient weiß, daß er sich bei auftretenden
Schwierigkeiten auf seinen Therapeuten verlassen kann", so
der Heilpraktiker Klaus John. Seine Kollegin Elke Laskowski weist
auf das Zusammenspiel zwischen fachlichen und menschlichen Angeboten
hin: "Natürlich besitzen Gespräche und Angebote, jederzeit
anrufen zu können, ebenfalls eine nicht zu unterschätzende therapeutische
Wirkung."
Bei den Betroffenen möglicherweise vorhandene Ängste sollten
durch sachliche und fundierte Informationen über Risiken der Psychopharmaka
sowie des Absetzens relativiert und so verringert werden. Daß
sich die bei der Begleitung von Entzugsprozessen verwendeten Praktiken
wie zum Beispiel Akupunktur oder Bach-Blüten bei Berichten der
psychopharmakabetroffenen AutorInnen wiederfinden, ist wenig überraschend.
Andere Maßnahmen, beispielsweise Ernährungsumstellung oder ein
durchdachter Einsatz 'körpereigener Drogen', sind es angesichts
der häufig noch vorhandenen Probleme, ohne Psychopharmaka zurechtzukommen,
sicher wert, von Absetzwilligen ausprobiert zu werden.
Weiterführende Literatur