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des Antipsychiatrieverlags
in: Sozialpsychiatrische Informationen (BRD), 25. Jg. (1995), Nr.
4, S. 6
Thilo von Trotha
Zum Nonsenswort »Trialog«
Ihre Anfrage kann ich im Namen der Mitglieder unseres Vereins allerhöchstens
im Sinne des Postskriptums beantworten, weil uns Ihr Schreiben enttäuscht
und verärgert hat. Es erscheint uns als geradezu klischeehaft
typisches Zeugnis für genau die herablassende joviale Attitüde
von Sozialpsychiatern gegenüber Psychiatrie-Betroffenen, die
wir inzwischen für diskriminierender halten als die Borniertheit
der klassischen Anstaltspsychiater. Ich erspare Ihnen und mir lange
Erklärungen und verweise auf das im Peter-Lehmann-Antipsychiatrieverlag
(Berlin) erschienene Buch »Statt
Psychiatrie« und auf mein Referat in dem gerade erschienenen
Kongress-Reader »Abschied von Babylon«.
Ihr Brief bestätigt unsere Befürchtung, dass die scheinbar
so progressive Einbeziehung von Psychiatriebetroffenen nichts als
eine neue Verkleidung für die alte, im Kern vollkommen unangetastete
Psychiatrie darstellt. Oder wie könnte man ihre Ankündigung,
dass unsere Statements zu ihren merkwürdig platten Fragen unter
Umständen von »Experten« angemessen aufbereitet werden
könnten, anders verstehen? Auf welche »wissenschaftlichen
Forschungsergebnisse« gedenken Sie denn zurückzugreifen,
um die von Ihnen unter Vorspiegelung eines freien, gleichberechtigten
Austausches abgezockten »subjektiven Kriterien« auf ein
Niveau zu hieven, das sich zur psychiatrischen Effizienzsteigerung
besser eignet? Die »Wissenschaft« der Psychiatrie vielleicht,
an deren Existenz selbst Psychiater kaum noch glauben mögen?
Besonders läppisch ist Ihre unbekümmerte Verwendung
des new-speak-Euphemismus »Trialog« ein echtes
»Hohlwort«, das einzig dazu dient, die Tatsache zu verschleiern,
dass es unter den geltenden Bedingungen nicht einmal einen Dialog
geben kann.
Darüber hinaus ist dieses Unwort als psychiatrische Fiktion
schon daran zu erkennen, dass es sprachlicher Nonsens ist: Auch
wenn drei miteinander reden, bleibt das ein Dialog ein Begriff,
der vom griechischen Wort für Unterhaltung stammt (»dia«
= »durch«; und nicht »di« »zwei«).
Demnächst blüht uns wahrscheinlich auch die »Triagnose«,
da ja die Diagnose bekanntlich eine Erkenntnis ist, die Arzt und
Patient einvernehmlich und gemeinsam treffen, und da es doch sicher
besser wäre, auch die Angehörigen in diesen kommunikativen
Prozess einzubeziehen...
Jedenfalls ist jener ominöse »Trialog« unserer
Ansicht nach bloß eine billige Tarnkappe für einen altbekannten
Monolog, der plötzlich, weil's schicker und demokratischer
wirkt, mit verteilten Rollen heruntergeleiert werden soll. Viel
Spaß dabei, Sie bleiben unter sich und keiner wird Sie dabei
stören!
Sicher wird es Ihnen leicht fallen, auch für meine Antwort
ein geeignetes Etikett in Ihrem bunten diagnostischen Spielzeugkasten
zu finden. Wie wär's mit irgend etwas »querulatorisch-narzistisch-borderline-igem«?
Doch »leide« ich lieber an so etwas als an den Symptomen
einer derartig fortgeschrittenen »dementia professionalis«,
wie sie aus Ihrem Rundbrief spricht.
Abschließend die durchaus ernstgemeinte Aufforderung zu
einem wirklichen Dialog, der so einfach, wie Sie sich das denken,
nun einmal nicht zu haben ist: Wir würden uns freuen, wenn
Sie auch umgekehrt unseren »Fragebogen« ausfüllen
und eine Patenschaft für das von unserem Verein projektierte
Weglaufhaus übernehmen!
Mit einer Spende würden Sie nämlich dazu beitragen, überhaupt
erst die Voraussetzung für eine gleichberechtigte Auseinandersetzung
zwischen Betroffenen und Psychiatern zu schaffen: einen Ort, zu dem
nur zwei Sorten von Leuten keinen Zutritt hätten Psychiater
und ihre psychologischen Handlanger. |