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in: "Stattbuch 4 Berlin – Ein Wegweiser durch das andere Berlin", Berlin: Stattbuch Verlag 1989, S. 206-207 / PDF

Pfeil Rechtlicher Hinweis hinsichtlich der Gefahren von Psychopharmaka

Peter Lehmann

Psychiatrische Psychopharmaka

Im Zentrum der psychiatrischen Praxis stehen im Zeitalter der Biochemie naturgemäß (primär über das Nervensystem auf die Psyche einwirkende) Chemikalien: die psychiatrischen Psychopharmaka. Hierzu sind die Tranquilizer, Antidepressiva, Neuroleptika und das Lithium zu rechnen.

Tranquilizer (wie z.B. Valium, Librium, Tavor, Rohypnol) können als legale Drogen genauso abhängig machen wie die verbotenen. Schon nach kürzerem Gebrauch können Entzugssymptome auftreten wie z.B. Zittern, Unruhe, Übelkeit, Erbrechen, Herzklopfen, Kopfschmerz, Schweißausbrüche, Schwindel, Angstzustände, Schlafstörungen, Depressionen, Delirien, epileptische Anfälle. Der Schweizer Arzt Rufer warnt: Wenn diese Drogen eingesetzt werden, um Angst, Probleme, psychosomatische und Schlaf-Störungen durch Sich-in-Watte-packen-lassen zu behandeln, dann sei die Abhängigkeitsgefahr besonders stark (M. Rufer, "Irrsinn Psychiatrie", Zytglogge Vlg. 1988).

Antidepressiva (wie z.B. Laroxyl, Saroten, Anafranil) können innere Unruhezustände und Ängste dämpfen, was manche Menschen aktivierend und stimmungsaufhellend empfinden. Der Münchner Arzt Zehentbauer warnt: Antidepressiva vermehren oft die innere Unruhe, was dann als sehr quälend empfunden werde. Antriebssteigerung und Aktivierung treiben dann einen depressiven Menschen in den Selbstmord. Die Entzugserscheinungen entsprechen denen der Tranquilizer (J. Zehentbauer, "Chemie für die Seele", Athenäum Vlg. 1986).

Lithium, ein Leichtmetall, hat – so ein 1949 publizierter Tierversuch – Meerschweinchen erfolgreich lethargisch gemacht; Psychiater setzen Lithium ein, wenn sie sich für die Diagnose: Manischde-pressives Irresein entschieden haben. Lithium vermindert die Kreativität – oft eine erwünschte "Neben"-Wirkung. Der amerikanische Arzt Richman schreibt, dass die 'therapeutische' Dosis so nahe an der giftigen liege, daß es leicht zu Vergiftungen sowie langfristigen Schäden vor allem an Gehirn und Nieren – mitunter mit Todesfolge – komme (s. 'Irren-Offensive' Heft 3/1987, S. 47ff.).

Neuroleptika, auf deutsch: Nervenlähmungsmittel (z.B. Haldol, Fluanxol, Taxilan, Neurocil), erhalten 95 % aller Anstalts-InsassInnen mit den Diagnosen: Schizophrenie und Psychose. Daneben werden diese Medikamente verwendet in der Tiermedizin z.B. zur Ruhigstellung nervöser Zootiere, in der Politik zur Folter politischer GegnerInnen und – einzig akzeptabel – in der Chirurgie (in minimalen Dosen) bei der Anästhesie. Im "Chemischen Knebel" sind die erwünschten Hauptwirkungen politisch/psychiatrischer Verwendung nachzulesen: Hirnrhythmusstörungen, Schüttellähmung, Dämpfung vegetativer Zentren, Störung von Kreislauf und Hormonapparat (mit Folgeerscheinungen wie Impotenz, Ausbleiben der Menstruation und Sterilität) u.v.m. Ergebnis der erzielten Nervenerkrankungen können Verwirrtheit, emotionale Vereisung, Apathie, Willenlosigkeit und Verzweiflungszustände sein bis hin zur Selbsttötung. Bei Nagetieren können alle Neuroleptika (in vergleichbarer Dosis) Brustkrebs hervorrufen. Ähnlich wie Tranquilizer können Neuroleptika stark abhängig machen und zu Veränderungen der Nervenbahnen führen, was einem Einbau künstlich psychotisch machender Stoffe gleichkommt (P. Lehmann, "Der chemische Knebel – Warum Psychiater Neuroleptika verabreichen", Antipsychiatrieverlag 1986).

Achtung: Auch Kinder-, praktische und andere Fach-ÄrztInnen verwenden diese Psychopharmaka. Informieren Sie sich gründlich, bevor Sie sich zur Einnahme überreden lassen (z.B. über Lithium und Neuroleptika bei der Psychopharmaka-Beratung der Irren-Offensive). Beachten Sei beim Absetzen die im "Chemischen Knebel" gemachten Hinweise.