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in: Kerstin Kempker & Peter Lehmann (Hg.): Statt Psychiatrie, Berlin: Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag 1993, S. 300-317

Judi Chamberlin

Erfahrungen und Zielsetzungen der nordamerikanischen Selbsthilfe-Bewegung (1)

Die Anfänge der Befreiungsbewegung von Psychiatriebetroffenen gehen auf die frühen 70er-Jahre zurück. Menschen, die eine psychiatrische Behandlung und stationäre Unterbringung hinter sich gebracht hatten, schlossen sich zusammen, um eigene Alternativen zu medizinisch orientierter psychiatrischer Behandlung und um allen als psychisch krank Etikettierten ihre vollen Bürgerrechte zu sichern. Die Bewegung stellt das medizinische Modell der psychischen Krankheit infrage und besteht darauf, dass Menschen, die als psychisch krank abgestempelt werden, für sich selbst reden und nicht von 'Für'-Sprechern vertreten werden. Mit einer eigenen Philosophie umfasst sie eine Vielfalt von Projekten der Selbsthilfe und gegenseitigen Unterstützung, in denen ehemalige 'PatientInnen' die Angebote selbst bestimmen und kontrollieren. Allen Hindernissen zum Trotz ist es eine Bewegung, die sich weiterentwickelt und wächst.

Eine vollständige Geschichte der Befreiungsbewegung von Psychiatriebetroffenen muss noch geschrieben werden. Wie bei anderen Befreiungskämpfen von Unterdrückten, sind die Aktivitäten ehemaliger Psychiatriebetroffener häufig ignoriert oder in Misskredit gezogen worden. Erst wenn eine Gruppe beginnt, aus der Unterdrückung aufzutauchen, kann sie ihre Geschichte zurückgewinnen. Am weitesten fortgeschritten ist dieser Prozess in der Schwarzen- und der Frauenbewegung; weniger entwickelt ist er in der Schwulen-, Lesben- und Krüppelbewegung (der man die Bewegung der Psychiatriebetroffenen zugesellen kann).

Der sogennante Irre ist Teil unseres kulturellen Erbes. Ob 'Irresein' von religiösen Autoritäten (z. B. als Besessenheit), weltlichen (als Störung der öffentlichen Ordnung) oder medizinischen (als psychische Krankheit) erklärt wird: Die Verrückten selbst sind weitgehend stumm geblieben. Die anderen, die Lautgewordenen, nennen sich Ex-PatientInnen, Anstalts-InsassInnen oder Psychiatrie-Überlebende und versuchen, die Sache derjenigen zum Ausdruck zu bringen, die man für unvernünftig und nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gehalten hat.

Die Befreiungsbewegung von Psychiatriebetroffenen begann zwar um 1970, doch wir können ihre Geschichte bis ins frühe 20. und sogar ins späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Viele brachten damals ihre Erfahrungen mit Psychiatrischen Anstalten zu Papier und versuchten, die Psychiatrie-Gesetze und den gesellschaftlichen Umgang mit 'Wahnsinnigen' zu verändern. So veröffentlichte Elizabeth Packard 1868 das erste von mehreren Büchern, in denen sie ausführlich ihre Zwangsunterbringung im Irrenhaus von Jacksonville, Illinois, beschrieb, die ihr Ehemann veranlasst hatte. Außerdem gründete sie die Anti-Insane Asylum Society (Gesellschaft für ein Anti-Irrenhaus-Asyl), aber offensichtlich war diese Organisation zum Scheitern verurteilt (Dain 1989). Ungefähr zur selben Zeit versuchte in Massachusetts Elizabeth Stone, die ebenfalls auf Betreiben ihres Gatten zwangseingewiesen worden war, die Öffentlichkeit auf ähnliche Weise davon zu überzeugen, dass die ungerechte Einkerkerung der Verrückten eine Ende haben müsse.

Zu Beginn dieses Jahrhunderts durchlebte Clifford Beers, ein wohlhabender junger Geschäftsmann, verschiedene Phasen verwirrten Denkens und Handelns, bis er schließlich in einer Psychiatrischen Anstalt landete. Später, als er sich erholt hatte, schrieb er das Buch »A Mind that Found Itself« (1908; deutsche Ausgabe: »Eine Seele die sich wiederfand«, 1941), das eine hohe Auflage erreichte und zur Bildung des einflussreichen National Committee on Mental Hygiene (Nationales Komitee für psychische Hygiene) – später: National Association for Mental Health (Nationaler Verband für psychische Gesundheit) führte. Norman Dain, Professor für Geschichte an der Rutgers Universität in New Jersey, schreibt 1989, dass

... Beers die Misshandlung von psychiatrischen Patienten beim Namen nannte, leidenschaftlich ihre Rechte verteidigte und Psychiater verdammte, die die schlechte Behandlung von Patienten duldeten. Möglicherweise mäßigte er seine feindselige Haltung gegen die Psychiatrie, als deutlich wurde, dass die Unterstützung seiner Reformbewegung durch höchste gesellschaftliche Kreise nur unter Beteiligung führender Psychiater zu erreichen war. Ihm schwebte vor, dass mit der Zeit auch ehemalige Psychiatrie-Patienten und ihre Familien in die Bewegung eingebunden werden sollten; das starre gesellschaftliche Vorurteil gegenüber geistig verwirrten Menschen, Beers eigene Unschlüssigkeit und der von Psychiatern ausgeübte Druck brachten ihn allerdings von seinen Zielen weg. (S. 9f.)

Beiläufig erwähnt Dain auch die Bildung der Alleged Lunatics' Friend Society (Gesellschaft der Freunde der angeblich Wahnsinnigen) 1845 durch Psychiatriebetroffene in England. Im wesentlichen bleibt diese frühe Geschichte jedoch undeutlich. Die Bildung der modernen Gruppen von Psychiatriebetroffenen in den USA zu Beginn der 70er Jahre geschah ohne jedes Wissen um diese historischen Wurzeln.

Die Bezeichnungen 'Befreiung der Psychiatrie-PatientInnen' (bzw. von Anstalts-InsassInnen) und 'Antipsychiatrie' bedeuten nicht dasselbe, obwohl sie oft gleichlautend verwendet werden. Antipsychiatrie ist größtenteils eine intellektuelle Übung von AkademikerInnen und abtrünnigen Professionellen aus dem psychosozialen Bereich. Innerhalb der Antipsychiatrie gab es nur zaghafte Versuche, sich in Richtung der kämpfenden Betroffenen auszudehnen oder deren Sichtweisen einzubeziehen. Im Mittelpunkt meines Artikels stehen die Psychiatriebetroffenen und ihre Gruppen. Ich arbeite die wesentlichen Positionen heraus, die die Entwicklung ihrer Bewegung bestimmt haben, skizziere ihre jüngere Geschichte, beschreibe ihre Hauptziele und Stärken und diskutiere die Herausforderungen, mit denen sie sich in diesem Jahrzehnt konfrontiert sieht.

Stigmatisierung und Diskriminierung machen es den einzelnen nach wie vor schwer, sich als Psychiatriebetroffene zu erkennen zu geben, wenn sie die Alternative haben, sich als normal auszugeben. Damit verstärken sie die allgemeine Auffassung, dass der obdachlose Stadtstreicher und die 'Frau mit den Plastiktüten' die Prototypen der Psychiatriebetroffenen sind. Ähnlich den schwarzen Vorzeige-Personen der letzten oder vorletzten Generation, die 'ihrer Hautfarbe Ehre machten' und so per definitionem als untypisch für Schwarze galten, betrachtet man auch Psychiatriebetroffene, die im Leben gut zurechtkommen, als Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Die Leitlinien der Bewegung

Ausschluss von Nicht-Betroffenen

Psychiatriebetroffene in den USA stellten fest, dass es für ihre Arbeit am günstigsten ist, wenn sie Professionelle, die im psychosozialen Bereich tätig sind, und andere Nicht-Betroffene aus ihren Organisationen ausschließen (Chamberlin 1987). Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass sich die Bewegung in diese Richtung entwickelte – ein Prozess, der sich in den frühen 70er Jahren abzeichnete und von der Schwarzen-, der Frauen- sowie der Schwulenbewegung beeinflusst war. Zu den Prinzipien dieser Bewegungen gehören Selbstfindung und Selbstdefinition. Schwarze fühlten, dass weiße Menschen ihre Erfahrungen nicht wirklich verstehen konnten; Frauen empfanden ähnlich bei Männern, Homosexuelle bei Heterosexuellen. Als diese Gruppen sich entfalteten, kamen sie im Prozess der Selbstdefinition zu eigenen Positionen. Psychiatriebetroffene, die sich zu organisieren begannen, fanden diese Leitlinien ebenso schlüssig. Sie hatten eine völlig andere Auffassung von 'psychischer Krankheit' als weite Kreise der Öffentlichkeit und erst recht als Professionelle. Deshalb schien es weder sinnvoll, in die eigenen Organisationen Nicht-Betroffene aufzunehmen, noch, ihnen einen Einfluss auf die Ziele der Organisationen zuzugestehen.

Es gab auch praktische Gründe für deren Ausschluss. Die Gruppen, die einen anderen Weg gingen, verloren fast immer die Idee der Befreiung aus den Augen und schlugen reformistische Wege ein. Außerdem gab es in solchen Gruppen sehr bald keine Kontrolle durch Betroffene mehr, denn die kleine Minderheit der Nicht-Betroffenen übernahm Führungsrollen und bestimmte so die Ziele und Richtung. Den neugebildeten Organisationen dienten diese realen Erfahrungen als eindrucksvolle Beispiele für die abträgliche Wirkung einer gemischten Zusammensetzung.

Bei dem Versuch, derartige Probleme zu lösen, machten Gruppenmitglieder ein Verhaltensmuster aus, das sie als 'Pathologisierungsdrang' (im Original: 'mentalism') und 'zwanghafte Normalität' (im Original: 'sane chauvinism') bezeichneten; damit sind eine Reihe von Vorurteilen gemeint, die die meisten Menschen für Psychiatriebetroffene bereitzuhalten schienen: sie seien inkompetent und nicht in der Lage, ihre eigenen Angelegenheiten zu erledigen, sie bedürften ständig der Überwachung und Fürsorge, seien unberechenbar, neigten zu Gewalt und Unvernunft usw.. Solche Vorstellungen waren nicht nur in weiten Kreisen der Öffentlichkeit verbreitet, sondern auch unter den Betroffenen selbst. Diese erkannten die lähmenden Klischees als Ausdruck verinnerlichter Unterdrückung und bekämpften sie am erfolgreichsten in den Gruppen, die sich ausschließlich aus Betroffenen zusammensetzten, und zwar als Folge von Selbsterfahrungsprozessen.

Selbsterfahrung

Im Prozess der Selbsterfahrung arbeiten Menschen ihre Erfahrungen auf, um etwas über die Zusammenhänge zu lernen, in die ihr Leben eingebettet ist. Die Art, wie Selbsterfahrung in der Frauenbewegung eingesetzt wurde, half Frauen zu verstehen, dass Angelegenheiten wie Sexualität, Heirat, Scheidung, Rollenverhalten oder Diskriminierung am Arbeitsplatz keine individuellen Probleme darstellen, sondern vielmehr die systematische gesellschaftliche Unterdrückung von Frauen aufzeigen. Als Psychiatriebetroffene begannen, gemeinsam ihre eigenen Lebensgeschichten aufzuarbeiten, wurde auch ihnen klar, dass verschiedene Muster von Unterdrückung existierten und dass unsere Probleme und Schwierigkeiten nicht bloß innerlich und individuell waren, so wie man es uns immer eingeredet hatte. Die Anwesenheit von Menschen, denen die gemeinsame Erfahrung (z.B. als Frauen oder als Psychiatriebetroffene) fremd sind, kann diesen Bewusstwerdungsprozess behindern. Als die Notwendigkeit der Selbsterfahrung deutlicher wurde, gab es also einen weiteren Grund für die Begrenzung der Teilnahme an den Gruppen.

Selbsterfahrung ist ein fortschreitender Prozess, bei dem immer subtilere Ebenen von Unterdrückung erkennbar werden. In einer Gruppe von Psychiatriebetroffenen können verschiedene Aktivitäten oftmals zu neuen Aspekten der Bewusstwerdung führen. Eine Gruppe könnte z.B. an einen Reporter eines Lokalblattes oder einer Fernsehstation herantreten, damit dieser eine Reportage über ihre Arbeit bringt oder ihre Ansicht über ein aktuelles Thema der Psychiatrie-Diskussion darstellen kann. Wenn jetzt die VertreterInnen der Gruppe respektvoll behandelt werden und Gehör finden, entsteht nach jahrelanger Unterdrückung die neue Erfahrung, anerkannt zu werden. Wenn der Reporter die GruppenvertreterInnen jedoch nicht anhören will, ihre Ausführungen anzweifelt oder abfällige Bemerkungen über ihren geistigen Zustand fallen lässt, kann dies dem Prozess der Bewusstwerdung dienen. Vor dem Entstehen der Betroffenen-Bewegung hätte die Gruppe aufgrund einer solchen entmutigenden Erfahrung vielleicht ihre Strategie geändert oder sich sogar aufgelöst; jetzt aber kann sie im Wissen, dass sie auf systembedingte Diskriminierung gestoßen ist, über das weitere Vorgehen entscheiden. Sie könnte sich z.B. bei dem Vorgesetzten des Reporters beschweren. Sie könnte Fragen der Unterdrückung von Psychiatriebetroffenen erörtern. Durch den Selbsterfahrungsprozess gewinnt die Gruppe eine klare Vorstellung davon, was sie erwartet.

Die historische Entwicklung der Bewegung

Wie viele neue Entwicklungen in den USA begann die Befreiungsbewegung von Psychiatriebetroffenen an der Ost- und Westküste und breitete sich dann ins Inland aus. Unter den ersten Gruppen waren die 1970 in Portland, Oregon, gegründete Insane Liberation Front (Befreiungsfront der Irren), das Mental Patients' Liberation Project (Projekt zur Befreiung von Psychiatrie-PatientInnen) in New York City, die Mental Patients' Liberation Front (Befreiungsfront von Psychiatrie-PatientInnen) in Boston, Massachusetts, beide 1971 enstanden, sowie das 1972 in San Francisco gegründete Network Against Psychiatric Assault (Netzwerk gegen psychiatrische Bedrohung). Lokale Gruppen brauchten lange, um Anschluss an die Diskussion zu bekommen, denn sie wurden nicht finanziell unterstützt, und die meisten Mitglieder hatten nur ein geringes Einkommen. Die Entstehung zweier wesentlicher Kommunikationswege, die jährliche Conference on Human Rights and Psychiatric Oppression (Konferenz über Menschenrechte und psychiatrische Unterdrückung) und die in San Francisco erscheinende Zeitschrift Madness Network News (Zeitschrift des Netzwerks der Verrücktheit), förderte das Wachstum der Bewegung. Interessanterweise wurde sowohl die Konferenz als auch die Zeitschrift von gemischten Gruppen gegründet, um jedoch später nur noch von Betroffenen geleitet und kontrolliert zu werden (s.u.).

Die Reihe der Konferenzen über Menschenrechte und psychiatrische Unterdrückung begann 1973 an der Universität von Detroit, Michigan, unterstützt von einem sympathisierenden, nicht-betroffenen Psychologie-Professor und von dem in New York City entstandenen Mental Patients' Liberation Project (Projekt zur Befreiung von Psychiatrie-PatientInnen). Etwa 50 Personen aus den gesamten USA sowie kanadische RepräsentantInnen trafen sich für einige Tage, um die sich entwickelnde Philosophie der Befreiungsbewegung und ihre Ziele zu diskutieren. Die führende Rolle der Betroffenen stand außer Frage. Der ursprüngliche Name der Konferenz (»The Rights of the Mentally Disabled«; »Die Rechte der psychisch Behinderten«), die der erwähnte Professor vorgeschlagen hatte, wurde rundweg als stigmatisierend abgelehnt. Obwohl in Detroit kein Plan zur Fortführung der Konferenz erarbeitet wurde, hat sich später die Praxis eingebürgert, unter den TeilnehmerInnen eine Gruppe für die Ausrichtung der nächsten Jahreskonferenz auszuwählen. Eine Teilnahmebeschränkung auf (Ex-)Betroffene gab es nur 1976. Die Konferenz fand bis 1985 jährlich statt. (Zur weiteren Entwicklung siehe unten.)

Madness Network News begann 1972 als Rundbrief für den Raum San Francisco und wuchs allmählich zu einer Zeitschrift heran, die nicht nur in der Bewegung von Psychiatriebetroffenen Nordamerikas, sondern auch in der ganzen Welt verbreitet war. Der ursprünglichen Kerngruppe von Madness Network News gehörten Betroffene sowie vermeintlich radikale Beschäftigte des psychosozialen Bereichs an, aber innerhalb weniger Jahre entwickelte sich eine heftige Kontroverse, so dass schließlich die Nicht-Betroffenen die Redaktion verließen. Auseinandersetzungen gab es auch zwischen männlichen und weiblichen Betroffenen, was dazu führte, dass spezielle Frauenausgaben von Redaktionsgruppen hergestellt wurden, die nur aus Psychiatrie-betroffenen Frauen bestanden. Die Zeitschrift finanzierte sich ausschließlich durch den Verkauf, was zur Deckung der Druck- und Versandkosten reichte, jedoch keine Lohnzahlungen ermöglichte. Viele Jahre war diese Publikation die Stimme der US-amerikanischen Bewegung von Psychiatriebetroffenen: eine Zeitschrift, die persönliche Erfahrungsberichte veröffentlichte, kreative Texte, Kunst, politische Theorien und Tatsachenberichte – alles aus der Sicht von Betroffenen. 1986 stellte Madness Network News ihr Erscheinen ein.

Den Kern der Bewegung bildeten jedoch weiterhin die einzelnen lokalen Gruppen. Obwohl einige nur für kurze Zeit existierten, wuchs ihre Gesamtzahl kontinuierlich. Die meisten Gruppen wurden von wenigen Leuten gegründet, geeint durch gemeinsame Wut und die Absicht, organisiert eine Veränderung herbeizuführen. Die Gruppen waren unabhängig, jedoch lose verbunden durch Madness Network News und die Jahreskonferenz. Jede Gruppe entwickelte ihre eigene Ideologie, Begrifflichkeit, ihren eigenen Stil und ihre eigenen Ziele. Die Gruppennamen sind erstaunlich verschiedenartig: von eindeutig (Mental Patients' Alliance [Vereinigung der Psychiatrie-PatientInnen]; Network Against Psychiatric Assault [Netzwerk gegen psychiatrische Gewalt]) bis zu verschleiernd (Project Acceptance; Reclamation, Inc.). Einige Gruppen waren traditionell hierarchisch gegliedert, hatten Funktionäre und hielten formelle Treffen ab, während andere sich in Richtung Gleichberechtigung entwickelten, mit kollektiver Entscheidungsstruktur und ohne formelle Führung. Bestimmte Regeln und Grundsätze dienten dem Gruppenzusammenhalt: Den psychiatrischen Begriffen stand man mit Argwohn gegenüber; Einstellungen, die die Möglichkeiten Psychiatriebetroffener einschränkten, sollten unterlassen oder verändert werden, und die Gefühle von Gruppenmitgliedern – insbesondere gegenüber dem psychiatrischen System – wurden als echt und legitim angesehen, nicht als Krankheitssymptomatik.

Die Aktivitäten der verschiedenen Gruppen umfassten z.B. die Organisation von Gruppen zur gegenseitigen Unterstützung, juristische Hilfe für psychiatrisch untergebrachte 'PatientInnen', Einflussnahme auf Abgeordnete zwecks Gesetzesänderungen, öffentliche Stellungnahmen, Veröffentlichung von Informationsbroschüren oder Entwicklung kreativer und künstlerischer Umgangsformen mit den Erfahrungen als Psychiatriebetroffene. Die zwei wesentlichen Stoßrichtungen waren juristische Unterstützung und Selbsthilfeprojekte als Alternativen zum psychiatrischen System; in den einzelnen Gruppen stellte sich bald heraus, dass die Bedürfnisse ihrer Mitglieder hauptsächlich in diese beiden Bereiche fielen.

Die einzelnen Gruppen entwickelten verschiedene Begrifflichkeiten zur Beschreibung ihrer Tätigkeit und ihres Selbstverständnisses. Der Begriff 'ehemaliger Patient' war umstritten, da er das medizinische Krankheitsmodell zu akzeptieren schien; Madness Network News sprach von 'ehemaligen AnstaltsinsassInnen', einer Ausdrucksweise, die sich weit verbreitete. Andere Gruppen sahen sich selbst als KlientInnen, NutzerInnen oder Psychiatrie-Überlebende. Die Unterschiede in der Begrifflichkeit unterstrichen die jeweiligen Gewichtungen und Schwerpunkte; so war klar, dass diejenigen, die sich InsassInnen oder Überlebende nannten, eine eher kämpferische Haltung einnahmen.

Da die meisten Gruppen höchstens eine geringe Fremdfinanzierung erhielten, waren sie in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Die Frage, wo Gelder für eine Projektsicherung und eine Vergütung der organisatorischen Arbeit aufzutreiben waren, führte zu zahllosen Kontroversen. Und wenn sich eine Gruppe für eine finanzielle Unterstützung durch Dritte entschied, war es schwierig, diese überhaupt zu erhalten. Potentielle Geldgeber betrachteten die Gruppen von Psychiatriebetroffenen mit viel Misstrauen, insbesondere wenn sie die psychiatrische Ideologie und Begrifflichkeit ablehnten. Anträge an Stiftungen, die ansonsten lokale Projekte förderten, kamen mit der Begründung »Nicht zuständig« zurück. Da Gesundheitsministerien häufig gerade diejenigen Institutionen betrieben, in denen Gruppenmitglieder unterdrückt worden waren, wandte man sich von vornherein nur selten an sie. Wenn dies doch einmal geschah, dann zeigten sich die zuständigen Stellen höchst skeptisch, Psychiatriebetroffenen die Durchführung eigener Projekte zuzutrauen.

Trotzdem stellten sich allmählich Erfolge ein. Gruppen forderten die Aufnahme in die verschiedenen Gremien, von denen sie bis dahin ausgeschlossen waren – Konferenzen, Anhörungen zu Gesetzesentwürfen, Ausschüsse, Komitees u.ä. Allmählich trudelten tatsächlich Einladungen zu solchen Gremien ein, wenn die Gruppen dort auch völlig unterrepräsentiert waren. Oftmals mussten sie darauf bestehen, überhaupt eingeladen zu werden.

Waren Betroffene erst einmal dabei, gab es zwei mögliche taktische Richtungen: Kooperation oder Konfrontation. Logischerweise wurde bei solchen Veranstaltungen vieles vorgebracht, was der sich entwickelnden Ideologie der Bewegung völlig gegen den Strich ging. Die meisten Treffen standen im Zeichen ungebrochenen Vertrauens in die psychiatrische Begrifflichkeit und Diagnostik sowie der Annahme, dass 'PatientInnen' nie mehr unabhängig leben könnten. Die Bewegung von Psychiatriebetroffenen setzte dem medizinischen Modell das Vertrauen in die eigenen Kräfte und das Recht auf Selbstbestimmung entgegen. Wenn Psychiatriebetroffene die typisch psychiatrischen Zuschreibungen ablehnten, wurden sie häufig von weiteren Veranstaltungen ausgeschlossen; dennoch ist es der Bewegung hoch anzurechnen, dass ihre Mitglieder eine deutliche Sprache sprachen und sich gegen viele Behauptungen zur Wehr setzten. Von professionellen TeilnehmerInnen kam immer wieder der gleiche Einwand, die Betroffenen würden »die Diskussion polarisieren« oder »eine Spaltung provozieren«. Gelegentlich entschieden sich Professionelle dafür, mit einzelnen Betroffenen zusammenzuarbeiten, wenn sich diese kooperativ verhielten und sich nicht mit der Bewegung identifizierten. Ein Beispiel dafür ist die 20-köpfige President's Commission on Mental Health (Präsidentenkommission für psychische Gesundheit), in die – das war in den 70er Jahren der höchste und publizitätsträchtigste Posten für Psychiatriebetroffene – eine Frau berufen wurde, die zwar nie in einer Gruppe von Psychiatriebetroffenen gearbeitet, aber in Fachzeitschriften über ihre Erfahrungen als Patientin geschrieben hatte.

Trotzdem verhinderte die Bewegung, dass sie von diesem Gremium, wie auch von anderen, ausgeschlossen blieb. Ihre AktivistInnen stürmten viele der öffentlichen Anhörungen der Kommission. Sie setzten sich für die Durchsetzung von 'Patienten'-Rechten und die finanzielle Unterstützung von selbstinitiierten Alternativen zur traditionellen Behandlung ein und prangerten gleichzeitig sehr wortstark die Schädlichkeit psychiatrischer Behandlungsmethoden an, die sie selbst erlebt hatten. Der Schlussbericht der Kommission erkannte die Bedeutung alternativer Behandlungsmethoden an, wobei er konstatierte, dass sich viele der neueren Angebote

... gegen eine Klassifizierung als psychiatrische Hilfsangebote abgrenzen, in der Überzeugung, dass eine solche Einstufung eine medizinische Sichtweise nach sich zieht und autoritäre Beziehungen und entwürdigende Stigmatisierung beinhalten. (»Report« 1978, S. 14)

Der Bericht stellte weiterhin fest, dass

... Gruppen, die sich aus Personen mit psychischen oder emotionalen Problemen zusammensetzen, bereits existieren oder in den gesamten USA im Begriff sind zu entstehen. (S. 14f.)

Die Bewegung, deren Mitglieder natürlich ebenso an der Lösung von sozialen und politischen Problemen arbeiten, verlangte auch die Beteiligung an einer Reihe von Konferenzen, die von dem Community Support Program (CSP; Kommunales Förderprogramm) organisiert wurden. Das CSP, das in den späten 70er Jahren als Unterabteilung des National Institute of Mental Health (NIMH; Nationales Institut für psychische Gesundheit) gestartet wurde, konzentrierte sich auf die Bereitstellung von Hilfsmitteln für kommunale Einrichtungen. Nach Meinung von Betroffenen aber schrieben diese Einrichtungen oftmals viele der schlimmsten Merkmale der institutionellen Psychiatrie fest, einschließlich Stigmatisierung, psychopharmakologischer Zwangsbehandlung und bevormundender Kontrollstrukturen. Die Teilnahme von Betroffenen an seinen Konferenzen zwang das CSP, die Wichtigkeit der Unterstützung von selbstverwalteten Projekten als Teil der kommunalen Förderung anzuerkennen, obwohl die AktivistInnen der Bewegung den Professionellen in den Konferenzen zahlenmäßig weit unterlegen waren. Derartige Empfehlungen wären nicht ausgesprochen, ja noch nicht einmal in Erwägung gezogen worden, wenn nicht die AktivistInnen immer wieder darauf bestanden hätten, gehört zu werden.

Aus der Teilnahme an Konferenzen und Treffen, die von Professionellen getragen wurden, ergab sich noch ein weiterer, unbeabsichtigter Nutzen. Sie ermöglichte Betroffenen, sich zu treffen und voneinander zu lernen. Solche Kontakte gestalteten sich zunächst schwierig, insbesonders bei Leuten aus unterschiedlichen Regionen, entwickelten sich aber später zu einer Quelle der Inspiration und Hilfe beim Bewältigen der ansonsten sehr undankbaren Aufgabe, einer oftmals gleichgültigen oder gar feindseligen Zuhörerschaft den Betroffenen-Standpunkt klarzumachen.

Selbsthilfe und Rückgewinnung von Handlungsfähigkeit

Bei der Durchführung von Selbsthilfeprogrammen als Alternative zu professioneller Behandlung setzte die Bewegung allmählich einige ihrer Grundsätze in die Praxis um. Die Mental Patients' Association (MPA; Vereinigung von Psychiatrie-PatientInnen) in Vancouver/Kanada realisierte ihr Kommunikationszentrum und ihre Wohnprojekte 1971 innerhalb weniger Monate nach der Gründung. In den USA entstanden solche Projekte jedoch nicht vor Ende der 70er Jahre, hauptsächlich wegen mangelnder finanzieller Unterstützung.

Projekte, die aus der Betroffenen-Bewegung heraus entstanden, neigen zur Skepsis gegenüber dem Nutzen des psychosozialen 'Versorgungssystems' und traditioneller psychiatrischer Behandlung (Chamberlin/Rogers/Sneed 1989). In der Regel kommen die einzelnen Leute deshalb zu den Gruppen, weil sie schlechte Erfahrungen mit dem psychiatrischen System gemacht haben. Oft platzen sie fast vor Wut; die Gruppe betrachtet dies als gesunde Reaktion auf den Missbrauch im psychiatrischen System. Es ist möglich, dass Mitglieder parallel dazu, trotz ihres Misstrauens gegen dieses System, noch im psychosozialen Netz stecken. Bei den nutzerkontrollierten Angeboten steht den Mitgliedern frei zu entscheiden, inwieweit sie ihre Mitarbeit in Selbsthilfegruppen mit der Nutzung von professionellen Hilfsangeboten kombinieren.

Gestärkt durch Erfolgserlebnisse in Selbsthilfegruppen, erlangen die Mitglieder die Fähigkeit, sich im psychosozialen System stärker für ihre Bedürfnisse einzusetzen. Empowerment (Rückgewinnung der Selbstbestimmung) (2) bedeutet, dass Betroffene sich generell zu den Angelegenheiten dieses Systems äußern; sie weisen dadurch die Rolle des passiven Hilfeempfängers zurück. Gruppenmitglieder beginnen ganz automatisch wie AnwältInnen zu handeln, sie vertreten die Bedürfnisse anderer in Kommissionen, Ausschüssen und Komitees. Dies erfordert unter Umständen eine Abstimmung mit anderen Gruppen und Personen, so z.B. Mitgliedern der Legislative und anderen PolitikerInnen, VerwaltungsbeamtInnen oder Familienangehörigen, die grundsätzlich auf alle hören, nur nicht auf die Betroffenen selbst.

Selbsthilfegruppen existieren nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum. Auch für eine Gruppe, die sich selbst für völlig losgelöst vom psychosozialen System hält, wird es notwendigerweise Berührungspunkte geben, wohingegen sich eine Gruppe, die von Professionellen betreut wird oder ins Leben gerufen wurde, Wege ausdenken muss, um sich aus der Umarmung durch das 'Versorgungssystem' zu lösen. Indem Mitglieder von Selbsthilfegruppen aktivere Rollen einnehmen, können sie das System ändern, mit dem sie Kontakt haben, denn dieses stellt sich auf ihre neuen Rollen als Anwälte und Dienstleistende ein.

Selbsthilfe ist kein vereinzeltes Projektmodell, sondern ein umfassendes Konzept. Indem die einzelnen Menschen ihrer Umgebung auf neue Art und Weise entgegentreten, erlangen sie nach und nach neue Kompetenzen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Selbsthilfe die Stigmatisierung als 'psychisch krank' bekämpft, denn die negativen Vorurteile müssen letztlich der Realität weichen – einer Realität von Betroffenen, die ihr Leben selbst bewältigen und ihre eigenen Projekte betreiben. Der Erfolg von Selbsthilfegruppen war durchschlagend. Teilweise verwalten sie Jahresbudgets in Höhe von mehreren hunderttausend Dollar; mit diesen Geldern lassen sie Flugblätter, Bücher und Broschüren drucken; sie organisieren Schulungen zur Gruppenarbeit für andere Betroffene und für Professionelle, beeinflussen die Gesetzgebung und die allgemeine Politik und setzen sich in den Medien für die eigenen Interessen ein; sie überwinden stereotype Vorurteile und schaffen neue Realitäten. Gleichzeitig kann es vorkommen, dass sich einzelne Gruppenmitglieder noch immer mit den spezifischen Auffälligkeiten herumschlagen, die ursprünglich zur psychiatrischen Abstempelung führten. Selbsthilfe ist weder eine Zauberformel noch ein Allheilmittel, aber sie ist eine überzeugende Bestätigung dafür, dass Menschen trotz Problemen und Hindernissen mehr erreichen können, als andere (oder sie selbst) jemals für möglich gehalten hätten.

Rechtshilfe

Selbsthilfe ist eine von zwei gleichwertigen Seiten der Bewegung von Psychiatriebetroffenen; die andere ist Rechtshilfe oder Arbeit für politische Veränderung. Denn anders als Gruppen wie Recovery Inc. (Genesung e.V.) oder Schizophrenics Anonymous (Anonyme Schizophrene) nehmen sich die Gruppen zur Befreiung von Psychiatriebetroffenen eher solche Probleme vor, die über das einzelne Individuum hinausreichen. Das wichtigste Anliegen der Bewegung ist die Veränderung und letztlich die Abschaffung aller Gesetze und Praktiken, die zu einer Diskriminierung von Menschen führen, die als psychisch krank etikettiert sind. Eine psychiatrische Diagnose, soweit sie überhaupt noch gestellt wird, soll nicht mehr Einfluss auf die bürgerlichen Rechte und Pflichten der einzelnen haben als die Diagnose Diabetes oder Herzleiden. Dazu gehört die Abschaffung aller Gesetze über Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung sowie aller juristischen Möglichkeiten, in Strafprozessen auf »Schuldunfähig wegen Geisteskrankheit« zu plädieren usw..

Das Ende der Zwangsbehandlung ist ein langfristiges Ziel der Befreiungsbewegung von Psychiatriebetroffenen. Mittelfristig versuchen die AktivistInnen, die Bedingungen für diejenigen zu erleichtern, die der Zwangsbehandlung ausgesetzt sind, und dafür zu sorgen, dass deren real-existierende Rechte respektiert werden, wobei sie nicht vergessen, dass dies nur einen relativen Fortschritt in einem vom Grundsatz her ungerechten System darstellt.

Die bestehenden Gesetze ermöglichen es, dass man Menschen eine Behandlung wegen 'psychischer Krankheit' aufzwingt. Bei (physischen) Krankheiten kommt dies so gut wie nie vor, außer in den seltenen Fällen, in denen Gerichte eine elterliche Entscheidung, ihr Kind nicht ärztlich behandeln zu lassen, außer Kraft setzen. In solchen Fällen nehmen die Gerichte die Rolle des parens patriae (3) ein; das bedeutet, sie definieren das Kindeswohl und entscheiden anstelle der Eltern. Wenn sich eine Person, unabhängig vom Alter, aufgrund eines Gerichtsbeschlusses einer psychiatrischen Behandlung unterziehen muss, kommt dieselbe parens-patriae-Macht zum Tragen. Diese Verbindung zwischen Rechts- und medizinischem System versetzt die Psychiatriebetroffenen in eine missliche Lage, die (physisch) Kranken erspart bleibt.

Zusätzlich zur parens-patriae-Doktrin, gemäß der eine 'psychisch kranke' Person ihr eigenes Wohl nicht erkennen kann, soll das Gewaltmonopol des Staates die Zwangsunterbringung rechtfertigen. Diese Doktrin geht davon aus, dass 'psychisch kranke' Menschen gefährlich sind und sich selbst oder anderen Schaden zufügen könnten, falls sie nicht in Gewahrsam genommen werden. Der Glaube an deren Gefährlichkeit ist in unserer Kultur tief verwurzelt. Er wird speziell von den Massenmedien gestützt, die immer wieder Geschichten verbreiten, in denen Gewaltverbrechen 'psychischen Krankheiten' zugeschrieben werden. Wenn der bzw. die Angeklagte früher einmal psychiatrisch behandelt wurde, stellt man dies groß heraus; andernfalls zitiert man häufig einen Polizeibeamten oder sonst eine Autoritätsperson, und schon hat man das Ergebnis, dass man 'einen psychiatrischen Fall' oder 'einen Irren' vor sich hat. Auch im Falle ungelöster Verbrechen erfinden Medien und Polizei häufig psychisch kranke Phantome als mutmaßliche TäterInnen. Sowohl die parens-patriae-Macht als auch die polizeiliche Gewalt beziehen sich auf die stereotypen Beurteilungen der künftigen 'PatientInnen': Sie sind krank, unberechenbar, gefährlich und können weder für sich selbst sorgen noch beurteilen, was gut für sie ist.

Die juristische Arbeit der Bewegung konzentriert sich mehr auf das Recht des Individuums, nicht zum Patienten gemacht zu werden, als auf reine Verfahrensfragen vor Einleitung einer Zwangsbehandlung. Eine wichtige Klage, die die Prüfung dieses Rechts zum Gegenstand hatte, strengten 1975 sieben InsassInnen der staatlichen Psychiatrischen Anstalt in Boston an; die meisten von ihnen waren Mitglieder einer Patientenrechts-Gruppe, welche sich jede Woche mit Unterstützung der Mental Patients' Liberation Front (Befreiungsfront von Psychiatrie-PatientInnen) innerhalb der Anstalt trafen. Dieser Fall wurde zunächst bekannt unter »Rogers vs. Macht«; später hieß er »Rogers vs. Okin« (1979) und »Rogers vs. Commissioner of Mental Health« (1983; »Rogers gegen den Psychiatrie-Beauftragten«). Das Urteil brachte ein begrenztes Recht auf Ablehnung einer Behandlung (in diesem Fall mit psychiatrischen Psychopharmaka) für 'PatientInnen' in Massachusetts.

Seit diesem Verfahren wurden in mehreren Bundesstaaten Prozesse um das Recht auf Ablehnung einer Behandlung geführt, so in New York (Rivers vs. Katz 1986) und in Kalifornien (Riese vs. St. Mary's Hospital 1987). In anderen Bundesstaaten wurde dieses Recht auf dem Verwaltungsweg durchgesetzt. Die Bewegung begrüßte die Entscheidungen zunächst als Erfolge; es stellte sich jedoch bald heraus, dass diese Reformen in der Praxis am Machtgefälle zwischen Psychiatern und 'PatientInnen' wenig ändern. Von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden, enthält jedes Verfahren mindestens eine Möglichkeit, sich über die Entscheidungen von 'PatientInnen' hinwegzusetzen; gleich, ob es sich um ein Verwaltungs- oder ein zivilrechtliches Verfahren handelte, das Ende sieht so aus, dass trotz des behaupteten Selbstbestimmungsrechts die meisten 'PatientInnen', die Psychopharmaka ablehnten und deren Fälle verhandelt wurden, doch zur Einnahme gezwungen wurden (Appelbaum 1988). Viele AktivistInnen der Bewegung haben sich dadurch entmutigen lassen; sie verloren den Glauben, dass Gerichte Menschen helfen können, Zwangsbehandlung mit Hilfe des Selbstbestimmungsrechts zu verhindern.

Dass sie auf eine Kritik am psychiatrischen System stießen, die ihre Gefühle bestätigte, war bei vielen Mitgliedern der Bewegung von Psychiatriebetroffenen erstmals der Fall, als sie mit den Arbeiten von Thomas Szasz in Berührung kamen. Unaufhörlich und eindringlich bezeichnete Szasz psychiatrische Zwangsbehandlung als grundsätzliches Unrecht: in Büchern wie »The Myth of Mental Illness« (1961; »Geisteskrankheit – ein moderner Mythos?«, 1972) und »The Manufacture of Madness« (1970; »Die Fabrikation des Wahnsinns«, 1974) sowie in seiner mehr als 30-jährigen Laufbahn. Immer wieder sprach er von dem grundlegenden Fehler, soziale und Verhaltensprobleme als Krankheiten zu definieren. In einem Artikel aus dem Jahr 1989 liefert Szasz eine vernichtende Kritik an der von JuristInnen und Nicht-Betroffenen geführten Bewegung für Patienten-'Rechte'.

Unter dem Schlachtruf »Uneingeschränke bürgerliche Rechte für Psychiatriepatienten« sammelten sich professionelle bürgerliche Freigeister, Angehörige und von 'Psychiatriefällen' lebende Rechtsanwälte, um die Rechte von Psychiatriebetroffenen einzuklagen – in ihrer Eigenschaft als psychiatrische Patienten. Das Ergebnis ist ein borniertes Aktionsprogramm von Ja-Sagern: Da Psychiatriebetroffene krank seien, hätten sie ein Recht auf Behandlung; da viele von ihnen obdachlos seien, hätten sie ein Recht auf Unterbringung; und in diesem Sinne geht es weiter, bis man sogar zu einem speziellen Recht auf Ablehnung der Behandlung kommt – einem Recht, das alle Nicht-Psychiatriebetroffenen auch ohne besondere Gewährung haben. Kurz gesagt, die Phrase von den 'Rechten der Psychiatrie-Patienten' meint alles andere als die Gewährung derselben Rechte (und Pflichten), wie sie allen Erwachsenen in ihrer Eigenschaft als Staatsbürger oder Individuen zugestanden wird. (S. 19)

Die National Association of Psychiatric Survivors (NAPS; Nationaler Verband von Psychiatrie-Überlebenden), gegründet 1985 als National Alliance of Mental Patients (Nationales Bündnis von Psychiatrie-PatientInnen), vertritt dieselben Ideen wie Szasz. Der erste Absatz in »Goals and Philosophy Statement« (»Erklärung zu den Zielen und zur Philosophie«) von NAPS lautet:

Wir setzen uns für die Menschen- und Bürgerrechte psychiatrisch Behandelter ein, und zwar mit besonderer Beachtung des völligen Selbstbestimmungsrechts. Wir arbeiten hin auf das Ende willkürlicher psychiatrischer Intervention, einschließlich Zwangsunterbringung und Zwangsbehandlung z.B. mit Elektroschocks, Lobotomie (operative Durchtrennung von Vorderhirn-Nervenbahnen), psychiatrischen Psychopharmaka, Fixierung und Isolation. Für uns sind derartige Eingriffe ohne Einwilligung der Betroffenen nicht Behandlung, sondern Beschränkung der Freiheit und des Rechts auf körperliche Unversehrtheit und auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Besonderes Gewicht legen wir auf die Entscheidungsfreiheit von Menschen, die Hilfe von psychiatrischen Einrichtungen wollen: Der Zustimmung muss eine den Tatsachen entsprechende Aufklärung vorangehen, außerdem darf das Recht auf Ablehnung unerwünschter Anwendungen nicht außer Kraft gesetzt werden. Wir treten ebenso für die Absicherung der Rechte von psychiatrisch Etikettierten ein; das sind nicht zuletzt Menschen in Übergangseinrichtungen, Tages-'Kliniken', Wohnheimen, beruflichen Rehabilitations-Einrichtungen, Pflegeheimen und psychosozialen Rehabilitations-Clubs und natürlich in Psychiatrischen Anstalten. (»Goals« [o.J.], S. 1)

Dies ist der Kern der Befreiung von Psychiatriebetroffenen. NAPS wurde eigens zu dem Zweck gegründet, dem Trend der reformistischen Konsumhaltung entgegenzuwirken; diese Haltung entwickelte sich, als das psychiatrische Establishment begann, Selbsthilfegruppen finanziell zu unterstützen. Dies zog nun ironischerweise zwei sich widersprechende Entwicklungen nach sich: Einerseits wuchs die Bewegung, das Funktionieren einer steigenden Zahl alternativer Selbsthilfeprojekte wurde sichergestellt; andererseits wurden die radikalen Stimmen innerhalb der Bewegung abgeschwächt und so die Position der weitaus größeren Zahl von kooperationswilligen 'NutzerInnen' gefestigt. Der Begriff 'Nutzer' unterstellt eine Gleichberechtigung, die schlichtweg nicht vorhanden ist; 'Nutzer' im psychiatrischen Bereich sind nach wie vor Opfer von Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung, und es sind nach wie vor Dritte, die sich das Recht auf Interpretation ihrer Erfahrungen anmaßen.

Es überrascht nicht, dass sich die Internationale Konferenz über Menschenrechte und psychiatrische Unterdrückung auflöste, nachdem das Kommunale Förderprogramm CSP innerhalb des Nationalen Instituts für psychische Gesundheit erst einmal begonnen hatte, 'Nutzer'-Tagungen finanziell zu fördern. Die erste dieser vom CSP unterstützten Tagungen (»Alternatives '85«) war im Juni 1985 in Baltimore, Maryland, die letzte Internationale Konferenz in Burlington, Vermont, im August desselben Jahres. Eine Gruppe von 'NutzerInnen', die sich von der Idee der Befreiung vermutlich bedroht gefühlt hatten, half bei ihrer Liquidation. Zur selben Zeit bekämpften einige (extreme) FundamentalistInnen jede Form von Organisation als Unterdrückung; sie glaubten, eine völlig dezentralisierte und strukturfreie Bewegung könne ihre Ziele am besten erreichen.

Madness Network News stellte sein Erscheinen im darauffolgenden Jahr ein. Die unbezahlten MitarbeiterInnen waren erschöpft von den Anstrengungen, eine ausschließlich durch AbonnentInnen finanzierte Zeitung herauszugeben. Eine sehr kleine Gruppe von FundamentalistInnen trat an ihre Stelle, brachte aber lediglich eine einzige Ausgabe zustande; darin wurden alle kritisiert, die den Versuch unternahmen, die Organisationsstrukturen weiterzuentwickeln oder Geldquellen für die Aktivitäten der Bewegung zu erschließen. Anschließend stellte das Blatt sein Erscheinen ein. Für die Diskussion innerhalb der Bewegung war dies ein großer Verlust; die Lücke konnte über Jahre hinweg nicht geschlossen werden. Bald erschien zwar die Zeitschrift Dendron (herausgegeben vom Clearinghouse on Human Rights and Psychiatry [Zentralstelle für Menschenrechte und Psychiatrie]) in Eugene, Oregon, doch dieses Blatt erlangte erst in jüngster Vergangenheit eine ähnliche Bedeutung wie vormals Madness Network News.

Die Bewegung heute

Gegenwärtig gibt es viele Gruppen, die sich als Fürsprecher 'der PatientInnen' ausgeben. Sogar die American Psychiatric Association (Standesorganisation der US-amerikanischen Psychiater) nimmt diese Rolle für sich in Anspruch, ebenso die National Alliance for the Mentally Ill (NAMI; Nationale Vereinigung für die psychisch Kranken); eine Gruppe hauptsächlich von Angehörigen Psychiatriebetroffener, die das medizinische Krankheitsmodell enthusiastisch favorisiert; NAMI befürwortet eine Ausweitung von Zwangsunterbringungen und eine lebenslange Kontrolle von Menschen, wenn sie einmal als psychisch krank diagnostiziert wurden.

Es ist jedoch ein grundlegendes Prinzip von Befreiung, dass die Menschen für sich selbst sprechen müssen. Unter Psychiatriebetroffenen (von denen es Millionen gibt) findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Strömungen. Manche Gruppen (wie z.B. die National Depressive and Manic Depressive Association [Nationaler Verband der Depressiven und Manisch-Depressiven]) bevorzugen den Krankheitsbegriff; manche (wie z.B. Recovery, Inc. [Genesung e.V.]) kombinieren Selbsthilfe mit der Behandlung einer Krankheit; und manche (wie z.B. die National Mental Health Consumers' Association [Nationaler Verband von Psychiatrie-NutzerInnen]) sehen sich als 'NutzerInnen'; andere wiederum (wie z.B die National Association of Psychiatric Survivors [Nationaler Verband von Psychiatrie-Überlebenden] ) zählen sich zur Befreiungsbewegung. Es lässt sich allerdings mit Sicherheit sagen, dass sich die weitaus größte Zahl der Betroffenen mit keiner dieser Organisationen identifiziert, den meisten dürfte deren Existenz sogar völlig unbekannt sein.

Die Bewegung sieht sich nach wie vor mit enormen Hindernissen konfrontiert. Das psychiatrisch/medizinische Modell der psychischen Krankheit wird von der Öffentlichkeit weitgehend akzeptiert. Tatsächlich 'entdecken' Psychiater ständig irgendwelche neuen psychischen Krankheiten; und jetzt behaupten sie, dass soziale Normabweicher und Gesetzesbrecher – angefangen vom Vergewaltiger bis hin zum notorischen Spieler – unter einer Vielzahl neu definierter psychischer Krankheiten leiden. Hinzu kommt, dass sich die Psychiatrie in Gerichten, Gefängnissen, Schulen und in allen wichtigen gesellschaftlich Institutionen festgesetzt hat.

Es gibt aber auch viele Signale, die Anlass zur Hoffnung geben. Die Bewegung von Psychiatriebetroffenen ist dabei, sich mit den Körperbehinderten (4) und den Armen zusammenzuschließen; ebenso baut sie Kontakte zu Psychiatriebetroffenen in anderen Staaten auf. Körperbehinderte haben ihre eigenen Selbsthilfeprojekte entwickelt; ihr Ausgangspunkt ist das Modell der selbständigen Lebensführung. Den Prinzipien dieses Modells zufolge ist jeder Mensch – unabhängig vom Grad der Behinderung – in der Lage, selbständig zu leben, vorausgesetzt, es stehen entsprechende Hilfen zur Verfügung. Diese müssen auf die jeweilige Person zugeschnitten sein – bestimmte Gerätschaften, persönliche Fürsorge, spezielle Transportmittel usw.. Die einzelnen Komponenten der Hilfe bestimmen die Betroffenen selbst, dabei werden sie von SpezialistInnen beraten, die selbst behindert sind. In dem Maße, wie sich die Krüppel-Bewegung ausbreitete, wuchs auch ihr politischer Einfluss. Mehr als zehn Jahre hat die Bewegung für ein US-amerikanisches Behindertengesetz gekämpft, das sogenannte Civil Rights Bill for the Disabled (Gesetz über die bürgerlichen Rechte von Behinderten). Dieses Gesetz trat am 26. Juli 1990 in Kraft und definiert einige zentrale Rechte, die zuvor nicht beachtet wurden und die nun Grundlage dafür sein können, weitere Rechte einzufordern. Obwohl sich die Bewegung von Psychiatriebetroffenen erst recht spät in die Auseinandersetzung einschaltete, schließt die verabschiedete Gesetzesfassung Personen mit 'psychiatrischen Behinderungen' ein.

Zu Berührungspunkten zwischen der Bewegung von Psychiatriebetroffenen und den Verarmten kam es bei den Bemühungen um bezahlbaren Wohnraum, bei Kampagnen für eine umfassende Krankenversicherung und im Rahmen der Beteiligung an der Rainbow Coalition (Regenbogen-Koalition; alternative politische Gruppierung). Der Nutzen, den die Teilnahme von AktivistInnen der Bewegung von Psychiatriebetroffenen an diesen Aktionen brachte, ging über die notwendige Interessenvertretung für ehemalige Anstalts-InsassInnen hinaus: Bei den Verbündeten kann die Entmystifizierung von unschätzbarem Wert sein, denn abgestempelt als psychisch krank ist man eine Person ohne Namen und ohne Gesicht, der mit Feindseligkeit begegnet wird; die konkrete Zusammenarbeit und der gemeinsame Kampf macht die Psychiatriebetroffenen zu vertrauten und verstehbaren KollegInnen, zu Individuen.

Ein weiteres Zeichen für Wachstum und Stärke der Bewegung von Psychiatriebetroffenen ist die wachsende internationale Zusammenarbeit. Durch den Austausch ihrer Veröffentlichungen und die gemeinsame Teilnahme an Konferenzen und Versammlungen entwickeln die Gruppen allmählich eine gemeinsame Ideologie. Obwohl das Fehlen einer Begrifflichkeit, die den Zusammenschluss stärken würde, nach wie vor zu Streitereien Anlass gibt, drücken solche Unterschiede nicht unbedingt auch große Differenzen in bezug auf Standpunkt und Aktivitäten aus. Ob die Gruppenmitglieder sich nun KlientInnen, KonsumentInnen, Ex-PatientInnen, NutzerInnen oder Psychiatrie-Überlebende nennen: Was die Gruppen weltweit verbindet, sind ihre Ziele – Selbstbestimmung und uneingeschränkte bürgerliche Rechte für ihre Mitglieder.

Dass die überwältigende Mehrheit Psychiatriebetroffener nach wie vor nicht organisiert ist, ist nicht zu verleugnen, aber wir stellen uns dieser Herausforderung. Indem Gruppen stärker ins Licht der Öffentlichkeit treten, gewinnen sie neue Mitglieder. Denn die organisierten Psychiatriebetroffenen sprechen aus, was alle erfahren haben: Die Leute sind zurecht zornig und frustriert, und nur wenn sie ihre Stimme erheben, können Menschen, denen die Psychiatrie Leid zugefügt hat, dieser verbarrikadierten Macht eine Gegenmacht entgegenstellen.

Anmerkungen

(1) Original erschienen unter dem Titel: »The Ex-Patients' Movement: Where We've Been and Where We're Going«, in: Journal of Mind and Behavior, Vol. 11 (1990), Nr. 3/4, S. 323 – 336 Pfeil

(2) Anmerkung der Herausgeber: Wörtlich könnte man 'Empowerment' mit 'Selbstermächtigung' übersetzen. Gemeinsam mit anderen Psychiatriebetroffenen entwickelte Judi Chamberlin im April 1990 folgende (bisher unveröffentlichten) Kriterien von Empowerment:

  • »Entscheidungsmacht haben

  • Zugang zu Informationen und Finanzmitteln haben

  • ein Spektrum an Wahlmöglichkeiten haben (nicht bloß »ja/nein« und »entweder/oder«)

  • Entschlossenheit besitzen; das Gefühl haben, dass der/die Einzelne etwas ändern kann (Hoffnung haben)

  • kritisches Denken lernen, gedankenloses Reagieren verlernen, Dinge differenziert betrachten, zum Beispiel mit der eigenen Stimme sprechen, die eigene Identität neu definieren, die eigenen Möglichkeiten und das Verhältnis zu institutionalisierter Macht neu definieren

  • Wut lernen, ihr Ausdruck verleihen

  • sich nicht allein, sondern als Teil einer Gruppe fühlen

  • begreifen, dass eine Einzelperson Rechte hat

  • Veränderung bewirken, im persönlichen Bereich und in der Gemeinschaft

  • sich nach eigener Meinung wichtige Fähigkeiten (z.B. Kommunikation) aneignen

  • anderer Leute Wahrnehmung von der eigenen Kompetenz und Handlungsfähigkeit ändern

  • sich nicht länger verstecken

  • unbefristet wachsen und sich aus eigenem Antrieb verändern

  • ein positives Selbstbild entwickeln und Stigmata überwinden.« pfeil

(3) Anmerkung der Herausgeber: 'parens patriae' stammt aus dem Lateinischen. Caesar nannte sich als römischer Diktator 'parens patriae', zu deutsch: Vater des Vaterlandes. Damit wollte er sich auf dieselbe Stufe stellen wie der eigentliche parens patriae des alten Roms, nämlich Romulus, der Stadtgründer göttlicher Herkunft. pfeil

(4) Ich verwende den Begriff 'Körperbehinderte' gleichlautend mit 'Krüppel' und ohne jegliche diskriminierende Absicht; außerdem liegt mir nichts ferner, als Menschen mit psychiatrischen Diagnosen in irgendeiner Weise als psychisch Behinderte zu verunglimpfen. Pfeil

Aus dem amerikanischen Englisch von Rainer Kolenda

Quellen

  • Appelbaum, Paul S. (1988): The right to refuse treatment with antipsychotic medications: retrospect and prospect, in: American Journal of Psychiatry, Vol. 145, Nr. 4, S. 413 – 419

  • Beers, Clifford Whittingham (1908): A mind that found itself. An autobiography, New York: Longmans, Green and Co. 1908; deutschsprachige Übersetzung: Eine Seele die sich wiederfand. Autobiographie des Begründers der 'Geistigen Hygiene', Basel: Schwabe 1941

  • Chamberlin, Judi (1979): On our own: patient-controlled alternatives to the mental health system, New York: McGraw-Hill

  • Chamberlin, Judi (1987): The case for separatism, in: Ingrid Barker / Edward Peck (Hg.): Power in strange places, London: Good Practices in Mental Health, S. 24 – 26

  • Chamberlin, Judi / Rogers, Joseph A. / Sneed, Caroline S. (1989): Consumers, families, and community support systems, in: Psychosocial Rehabilitation Journal, Vol. 12, Nr. 3, S. 93 – 106

  • Dain, Norman ( 1989): Critics and dissenters: reflections on 'anti-psychiatry' in the United States, in: Journal of the History of the Behavioral Sciences, Vol. 25, Nr. 1, S. 3 – 25

  • Goals and philosophy statement (o.J.), Sioux Falls: National Association of Psychiatric Survivors

  • Report to the president for the President's Commission on Mental Health (1978), Teil 1, Washington: United States Government Printing Office

  • Riese vs. St. Mary's Hospital (1987), 209 Cal. App. 3rd, 1303

  • Rivers vs. Katz (1986), 67 N.Y., 2nd, 485

  • Rogers vs. Commissioner of Mental Health (1983), 390 Mass. 489, 458 N.E. 2d 308, 311 (Mass. S.J.Ct.)

  • Rogers vs. Okin (1979), 478 F. Supp. 1342 at 1370 (D. Mass.)

  • Szasz, Thomas S. (1961): The myth of mental illness, New York: Hoeber-Harper; deutschsprachige Übersetzung: Geisteskrankheit, ein moderner Mythos? Grundzüge einer Theorie des persönlichen Verhaltens, Olten / Freiburg im Breisgau: Walter 1972

  • Szasz, Thomas S. (1970): The manufacture of madness, New York: Dell; deutschsprachige Übersetzung: Die Fabrikation des Wahnsinns, Olten / Freiburg im Breisgau: Walter 1974

  • Szasz, Thomas S. (1989): The myth of the rights of mental patients, in: Liberty, Juli, S. 19 – 26


Über die Autorin

Judi Chamberlin ist seit vielen Jahren eine Aktivistin innerhalb der internationalen Bewegung von Psychiatrie-Überlebenden. Sie veröffentlichte eine Vielzahl von Artikeln über Selbsthilfe und die Rechte von Psychiatriebetroffenen. Judi Chamberlin ist Gründungsmitglied der US-amerikanischen National Association of Psychiatric Survivors (Nationale Vereinigung von Psychiatrie-Überlebenden). Sie reprüsentierte in zahllosen Kommissionen und Komitees den Standpunkt und die Sichtweise von Psychiatriebetroffenen und hielt weltweit Vorträge über die Selbsthilfebewegung. Buchveröffentlichung: »On Our Own: Patient-Controlled Alternatives to the Mental Health System«, New York: McGraw-Hill 1979. (Stand: 1993) (Judi Chamberlin starb am 16. Januar 2010)

© 1993 by Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag