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Vera Stein

Abwesenheitswelten – Meine Wege durch die Psychiatrie

Vera Stein Kartoniert, 194 Seiten, 13,5 x 21 cm, ISBN 978-3-89308-380-0. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag, 3. Auflage 2005. € 16.90 / Preis in sFr / sofort lieferbar In den Warenkorb  [oder Bestellung mit Formular – Best.Nr. 525]
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Die Autorin verlebte 4 Jahre ihrer Jugend auf Geschlossenen Abteilungen. Trotz verheerender Neuroleptika-Auswirkungen (u.a. Sprachverlust) und ständigem Kampf zwischen Flucht, Zwang und Verzweiflung beobachtet sie ihre Umgebung ungeheuer scharf und oft liebevoll. Spannender, detailreicher und erschreckender Bericht aus dem Innern der Psychiatrie der 1970er-Jahre. Originalausgabe 1993

Original-Verlagsinfo

Dieses Buch erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die volle vier Jahre ihres Lebens in geschlossenen Abteilungen der Psychiatrie verbringen mußte. Der Verdacht auf »Hebephrenie«, auf »Jugendirresein«, leitete eine wahre Odyssee ein. Aber Vera Steins Bericht ist keine »Abrechnung«. Sachlich, selbstkritisch und immer differenzierend, mit großem Einfühlungsvermögen beschreibt sie ihre Erfahrungen.

»Ich möchte helfen, daß psychisch kranke Menschen Hoffnung behalten und auch Mut bekommen, sich zu wehren, will dazu beitragen, daß die Rechte der Patienten eingehalten und die Zustände in den Psychiatrien menschlicher werden, möchte den Menschen draußen einen Einblick geben, daß sie nicht aus Unwissenheit Angst vor den Menschen drinnen haben.«

Dieses Buch erzählt eine ganz reale Geschichte, es ist ein eindrucksvolles Dokument, sozusagen die psychiatrische Biographie einer jungen Frau, die vier Jahre ihres Lebens hinter ›verschlossenen Türen‹ und auch in gänzlich ›abgeschlossener Abteilung‹ verbringen und verleben musste. Der Verdacht auf ›Hebephrenie‹, auf ›Jugendirresein‹, leitete für die damals Fünfzehnjährige eine wahre Odyssee ein, die mit der späten Entlassung keineswegs abgeschlossen war und wohl noch lange nicht vorüber ist. Vera Stein bietet mit ihrem Bericht keine böse, einseitige ›Abrechnung‹, sondern erzählt unaufgeregt, sachlich und selbstkritisch aus ihrem bewegenden Lebenslauf. »Eine Art Pflichtlektüre für alle, die mit sogenannten psychisch Kranken umgehen, in welcher Funktion auch immer, insbesondere für Psychiater. Und allen anderen ein Anstoß dafür sich über das Wesen der psychischen Krankheiten oder was wir dafür halten, aufs neue Gedanken zu machen.« (Prof. Dr. Reinhart Lempp im Vorwort zu dem Buch)

Über die Autorin

Vera Stein (Pseudonym) wurde 1958 geboren. Im Alter von drei Jahren erkrankte sie an Kinderlähmung, fünfzehnjährig kam sie erstmals in die Psychiatrie. Sie wehrte sich gegen die Zwangsunterbringung, doch die Rechtmäßigkeit der Einweisung wurde nie überprüft – ein grober Verstoß gegen geltende Gesetze, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte nach vielen Jahren gerichtlicher Auseinandersetzung im Juni 2005 festgestellt hat. 1981 erreichte eine ehemalige Mitpatientin ihre Entlassung und nahm sie in ihre Familie auf. Viele Jahre später wurde durch zwei medizinische Gutachten bestätigt, dass sie nie an einer Psychose gelitten hat. Vera Stein arbeitete nach einer Ausbildung als technische Zeichnerin. Doch sie leidet an nicht mehr reversiblen Spätfolgen der Kinderlähmung, ausgelöst durch die jahrelange Behandlung mit hochdosierten Psychopharmaka.

Editorische Vorbemerkung

Kaum eine andere Wissenschaft oder ›Heilkunde‹ wird mit solchem Misstrauen betrachtet wie die Psychiatrie. Das hat Gründe, historische und institutionelle. Keine Wissenschaft, außer vielleicht die Evolutionsbiologie, ist so missbraucht worden wie die Psychiatrie. Die Nazis haben sich ihrer bei den Selektions- und »Endlösungs«-Barbareien bedient und sie als Instrument abartiger Rassenauslese eingesetzt. Dennoch kamen führende Nazi-Psychiater in der Nachkriegszeit zu Amt und Ehren. Missbrauch und nachträgliche Kaschierung waren dem Ruf der Psychiatrie nicht gerade förderlich, im Gegenteil: Trotz aller Fortschritte und Heilerfolge hat sich die Psychiatrie nach wie vor des Stigmas der Menschenverachtung zu erwehren. Die Therapie- und Verwahrungsmodalitäten der psychiatrischen AnstaIten sind auch nicht dazu angetan, Vertrauen zu wecken. Gerade in der Psychiatrie ist die Gefahr sehr groß, dass Menschen zu Objekten degradiert und der grundlegenden humanen Rechte und Möglichkeiten beraubt werden. So erfasst den gewöhnlich nicht sonderlich informierten Laien bei dem Gedanken an die Psychiatrie und ihre Einrichtungen ein Schaudern, das von dem Wunsch begleitet ist, niemals psychiatrische Dienste in Anspruch nehmen zu müssen. Wie berechtigt dieses Schaudern ist, zeigt das Buch von Vera Stein in erschreckender Deutlichkeit.

Willi Köhler, Herausgeber der Reihe Geist und Psyche

Rezensionen

»Vera Stein (Pseudonym) verlebte 4 Jahre ihrer Jugend auf Geschlossenen Abteilungen. Trotz verheerender Neuroleptika-Auswirkungen (u.a. Sprachverlust) und ständigem Kampf zwischen Flucht, Zwang und Verzweiflung beobachtet sie ihre Umgebung ungeheuer scharf und oft liebevoll. Spannender, detailreicher und erschreckender Bericht aus dem Innern der Psychiatrie der 70er Jahre.« (Kerstin Kempker, FAPI-Nachrichten – Mitteilungen des Forums Anti-Psychiatrischer Initiativen e.V.)

»Vom Untergang der Seele: ein Krankheitsbericht, so unnachsichtig klar wie ein Obduktionsprotokoll. Eine Pflichtlektüre für jeden, der mit sogenannten psychisch Kranken umgeht, eine Pflichtlektüre für alle, die die trügerische Gleichsetzung von Normalität und Gesundheit nicht mitmachen wollen.« (Die Welt)