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und Dokumentationen von und über Ludger Bruckmann /
Traueranzeige,
Nachrufe & Widmungen
Peter
Lehmann, 14. Juli 2022
Ludger
Bruckmann posthum zum 75. Geburtstag
Ludger Bruckmann war ein Aktivist der humanistischen
Antipsychiatrie. Ausgebildet als Einzelhandelskaufmann, war er nach überstandener
Psychiatrisierung seit 1980 aktiv in der antipsychiatrischen Selbsthilfe.
Unter anderem war er 1980 Gründungsmitglied der Irren-Offensive
e.V. (Berlin), 1989 des Vereins zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt
e.V. (Trägervereins des Weglaufhauses
in Berlin) und 2002 des Für
alle Fälle e.V. Er war beteiligt an der Konzeptionierung und
Gründung des
Weglaufhauses und Mitarbeiter von der Eröffnung des Hauses 1996
bis zu seiner Alterspensionierung 2010. Bis 2020 war er Vorstandsmitglied
im Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V.
Ludger Bruckmann wäre heute, am 14.7.2022, 75 Jahre alt geworden.
Der folgende Text ist die Grundlage für den Lexikoneintrag in: »Biographisches
Archiv der Psychiatrie« https://www.biapsy.de/index.php/de/9-biographien-a-z/300-bruckmann-ludger
Ludger Bruckmann wurde am 14. Juli 1947 in Essen als zweitältester
Sohn einer katholischen Bergarbeiterfamilie geboren. Sein Vater Ludgerus
starb früh. Die Familie lebte in einfachen Verhältnissen. Die
drei Söhne wurden arg religiös erzogen und sollten nach dem
Willen ihrer Mutter Dorothea allesamt Klosterbrüder werden. Sexualität
galt ihr als Sünde. Und als kleiner Junge war Ludger Bruckmann den
Erzählungen von den Schrecken ausgesetzt, die seine Mutter miterlebte,
als sie während der Nazizeit als Pflegerin in einem Kloster den Abtransport
von Menschen sah, die als geisteskrank galten und zu ihrer Ermordung in
psychiatrische Tötungsanstalten gebracht wurden. So hatte Ludger
Bruckmann schon in früher Kindheit schreckliche Ängste vor dem
Verrücktwerden (Stöckle 1982, S. 34).
Weil er oft krank war und seine Mutter ihn gerne bei sich zuhause behielt,
fehlte er immer wieder längere Zeit in der Schule. Dies konnte wegen
einer Lungenerkrankung ein komplettes Schuljahr dauern, so dass er wegen
schlecher Schulleistungen vielen Demütigungen ausgesetzt war (Bruckmann,
1983) und laut Entlassungszeugnis der Volksschule vom März 1963 »in
den Leistungen zurückbleiben mußte«. Nach acht Hauptschuljahren
begann er in Essen beim Tabakwarenhandel Eduard Palm GmbH eine Lehre als
Einzelhandelskaufmann, die er 1966 abschloss, um bei dieser Firma als
Verkäufer und ab 1971 als Filialleiter zu arbeiten. 1978, nach überstandener
erster Psychiatrisierung, zog er nach Westberlin, wo er die Leitung der
Palm-Filiale im Bahnhof Zoologischer Garten übernahm.
Ab 1982 absolvierte Ludger Bruckmann verschiedene Fortbildungen, unter
anderem als Bauschlosser und Fahrradmechaniker. Er suchte einen geeigneten
und befriedigenden Arbeitsplatz. Schließlich erarbeitete er sich
1996 in Berlin in dem von ihm mitgegründeten Weglaufhaus einem
Schutzraum für Menschen, die vor psychiatrischer Gewalt fliehen
für die nächsten zehn Jahre einen festen Arbeitsplatz. 2006
wechselte er in die Altersteilzeit und wurde Hausmeister im Weglaufhaus.
2010 wurde er der erste Rentner in Deutschland, der seine Rente auch aufgrund
einer ordentlichen Angestelltentätigkeit im Bereich der humanistischen
Antipsychiatrie erhielt.
Am 1. März 2020 erlitt Ludger Bruckmann nach bereits vorgeschädigter
Gesundheit einen schweren Schlaganfall. In der anschließenden Rehabilitationsphase
folgte ein Herzinfarkt, der ihn ins Koma fallen ließ. Aus diesem
erwachte er nicht mehr, er starb am 23. November 2020 in Berlin.
Verrücktheit und Psychiatrisierung
Gemäß seiner religiösen Erziehung engagierte sich Ludger
Bruckmann in der katholischen Gemeinde und wurde als junger Mann Mitglied
der Eucharistischen Ehrengarde in Essen (siehe Abbildung) einer
dort hochangesehenen Männergemeinschaft, die bei Fronleichnamsprozessionen
die Monstranz als eine Art Leibwache in uniformiertem Gehrock mit Zweispitz
samt Federbusch, Fangschnüren, Schulterklappen und Offiziersdegen
schützen soll. Seine Laufbahn im ehrenamtlichen katholischen Engagement
bekam jedoch einen Knacks, als man einem straffällig gewordenen Mitglied
dieses Männerbundes nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis
die Wiederaufnahme in die Ehrengarde verwehrte. Diese unversöhnliche
und seiner tiefen Überzeugung nach konträr zum christlichen
Verständnis von Nächstenliebe und Vergebung stehende Haltung
ließ Ludger Bruckmann verrückt werden. Es war Mitte der 1970er-Jahre,
als ihn sein älterer Bruder Alvis in die Psychiatrische Anstalt brachte,
wo man ihn als paranoid schizophren diagnostizierte und ihm das Neuroleptikum
der Wahl Haloperidol spritzte. Wie er später oft berichtete,
kam er sich mit den neuroleptikabedingt entstellenden Muskelkrämpfen
im Gesicht vor »wie Quasimodo«, die Figur des Glöckners
in Victor Hugos Roman »Der Glöckner von Notre-Dame«. Nach
einem Monat holte ihn seine Mutter aus der Psychiatrie nach Hause; gemeindenah
bekam er das Depotneuroleptikum Fluspirilen (Imap) gespritzt. Nachdem
er einige Wochen später im gleichen verrückten Zustand wie zuvor
war, wurde er dem Amtspsychiater vorgeführt, der ihm für vorläufig
drei Monate einen Einweisungsschein in die Psychiatrie ausstellte.
Statt sich in die Anstalt zu begeben, zerriss Ludger Bruckmann den Einweisungsschein
und schloss sich zuhause ein. Dort fand ihn sein jüngerer Bruder
Willibrord in desolatem Zustand vor und nahm ihn 1978 mit nach Berlin,
wo er fortan lebte. Allerdings kamen im Folgejahr seine psychischen Probleme
zurück. In diesem Zustand stellte er sich einem Polizeiwagen in den
Weg und hielt den Polizisten die Bergpredigt, worauf sie ihn in Handschellen
und »sensibel wie Baumstämme« in die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik
verbrachten. Nachdem er bei seinem ersten Freigang die Neuroleptika eigenmächtig
abgesetzt und sich sein Zustand für die Psychiater überraschend
gebessert hatte, gelang es ihm, diese in zu überzeugen, dass
es das Beste ist, die Zwangsunterbringung aufzuheben und ihn freizulassen.
Therapie, Selbsthilfe und Widerstand
1979 begann Ludger Bruckmann eine Psychotherapie. Dort wurde er vom Psychologen
Wolfgang Hegenbart für ihn völlig überraschend
nach seiner eigenen Meinung gefragt. Und der Therapeut fragte gar nach,
wenn er etwas nicht verstand. Eine solche Erfahrung hatte Ludger Bruckmann
zuvor nicht gemacht. Im Jahr darauf wechselte er in eine Gruppenpsychotherapie
ins neu gegründete KommRum, ein selbstverwaltetes Kommunikationszentrum
mit humanistischen Psychotherapie-Angeboten in Berlin-Friedenau. Dort
waren auch einige psychiatriekritische und dem Selbsthilfegedanken gegenüber
positiv eingestellte Psychologinnen und Psychologen tätig. Diese
speziell Maria Gardemann förderten proaktiv 1980 die
Gründung einer Selbsthilfegruppe von Psychiatriepatientinnen und
-patienten im KommRum. Ludger Bruckmann war Gründungs- und tragendes
Mitglied dieser heterogenen und von Anfang an autonomen Gruppe, aus der
sich nach kürzester Zeit die antipsychiatrische und zu Beginn recht
undogmatische Irren-Offensive e.V. bildete (Lehmann 2022, S. 30; 2024).
Er war beteiligt an allen Aktionen der nächsten Jahre, einschließlich
Plena, Einzug in besetzte Häuser, Reisen ins In- und Ausland zu Veranstaltungen,
Gründung der Erfassungsstelle für Selbstmorde in der Psychiatrie,
Erarbeitung eines Mustertextes für ein Psychiatrisches Testament,
Redaktionsgruppe der gleichnamigen Zeitschrift und gemeinsam mit
Mitgliedern des Berliner Psychiatrie-Beschwerdezentrums Entwurf
einer Konzeption für ein Weglaufhaus. Parallel arbeitete er im Beschwerdezentrum
mit, ebenso in der Bürgerinitiative Festes Haus, die sich gegen ein
neues Forensik-Bettenhaus in der Berliner Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik
engagierte. 
Von 1989 bis 1990 war Ludger Bruckmann im Treffpunkt der Irren-Offensive
in Berlin-Schöneberg angestellt, musste aber deren moralischen Niedergang
miterleben. In seinem Interview von 1993 schildert er, wie zu jener Zeit
in dieser Gruppe Grabenkämpfe überhand nahmen, Hilfesuchende
enttäuscht wegliefen und Gewalt und Zerstörung toleriert wurden
(Bruckmann 1993, S. 376f.). Mit dem Ausscheiden seiner Kollegin und Freundin
Tina Stöckle gab er entnervt auch seinen Arbeitsplatz im Treffpunkt
auf. Einen solch miserablen Arbeitgeber habe er noch nie in seinem Leben
gehabt, teilte er später mit.
Auch außerhalb der Psychotherapie und Selbsthilfegruppen strebte
Ludger Bruckmann nach Selbsterkenntnis. So besuchte er in Berlin Selbsterfahrungsseminare
bei Art Reade, einem Trainer aus Phoenix/Arizona, dessen Arbeitsweise
der US-amerikanischen Human-Growth-Bewegung und der Tradition dessen indianischer
Vorfahren entstammte.
Engagement in der humanistischen Antipsychiatrie
1982 war Ludger Bruckmann Teil einer Reisegruppe, die zu einem Kongress
über alternative Psychiatrie in Amsterdam reiste, dort das Weglaufhaus
in der Keizersgracht besuchte und nach ihrer Rückkehr in Berlin ebenfalls
ein eigenes Zentrum aufbauen wollte. Ein Ver-rücktenhaus, wie er
es wollte, in dem ähnlich der Sozialistischen Selbsthilfe
Köln, wo er einen Monat lang hospitiert und mitgearbeitet hatte
Menschen zusammen leben, arbeiten und gegen die Psychiatrie kämpfen,
kam allerdings nicht zustande. Aus dem Umfeld der Irren-Offensive bildete
sich die Projektgruppe Weglaufhaus, aus der heraus sich nach der Spaltung
der Irren-Offensive 1989 der Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt
e.V. gründete, wiederum mit Ludger Bruckmann als Gründungsmitglied.
Befeuert durch eine Millionenspende eines Angehörigen, dessen Sohn
in der Psychiatrie zu Tode gekommen war, erreichte der Verein nach jahrelangem
Kampf eine Entgeltvereinbarung mit der Berliner Senatsverwaltung für
Soziales, so dass 1996 das Weglaufhaus eröffnet werden konnte (Kempker
1998) mit Ludger Bruckmann als festem Mitarbeiter.
1990 war Ludger Bruckmann zudem Gründungsmitglied der gemeinnützigen
Weglaufhaus Investitionsgesellschaft zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt
mbH (Berlin) und bis zur Löschung der gGmbH 2002 ihr Gesellschafter.
Ein Jahr davor war er auch Gründungsmitglied des Forums Anti-Psychiatrischer
Initiativen e.V., einem Zusammenschluss antipsychiatrisch aktiver Personen
und Gruppen in deutschsprachigen Ländern. Der (2001 wieder aufgelöste)
Verein hatte das Ziel, Alternativen zur Psychiatrie und eine verbesserte
Menschenrechtssituation von Psychiatriebetroffenen zu fördern, um
Rahmenbedingungen und Möglichkeiten echter menschlicher Hilfeleistung
zu schaffen.
Als 2001 der Großteil der Gründungsmitglieder des Vereins
zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V. den Verein verließ und
den Für alle Fälle e.V. zur Förderung nutzerkontrollierter
Fortbildung und Forschung gründeten, war Ludger Bruckmann wieder
Gründungsmitglied. Allerdings blieb er Mitglied des Weglaufhaus-Trägervereins
und wurde später gar Vorstandsmitglied. 2005 schließlich war
Ludger Bruckmann Gründungsmitglied der Berliner Organisation Psychiatrie-Erfahrener
und Psychiatrie-Betroffener (BOP&P) e.V., einem Verein, der Selbsthilfemöglichkeiten
entwickeln, auf Bezirks- und Landesebene als Interessenvertretung von
Psychiatriebetroffenen tätig sein und einen respektvollen Umgang
miteinander im Verein pflegen sollte. Wie zweifelhaft der letztgenannte
Anspruch der Wirklichkeit standhielt, wurde beim Ausschluss des verdienten
BOP&P-Vereinsgründers Reinhard Wojke am 5. August 2021 deutlich
(Lehmann 2021). Zum Glück musste Ludger Bruckmann diesen Tiefpunkt
in der Berliner Selbsthilfebewegung nicht mehr miterleben.
2006 ging Ludger Bruckmann in die Altersteilzeit und war bis zu seiner
Pensionierung als Hausmeister des Weglaufhauses tätig. Anschließend
wechselte er in den Vorstand des Vereins zum Schutz vor psychiatrischer
Gewalt e.V., dem er bis zu seinem Tod 2020 angehörte. In diesem Verein
engagierte er sich bis zu seinem Schlaganfall auch in einer Selbsthilfegruppe,
die sich mit dem Absetzen ärztlich verschriebener Psychopharmaka
beschäftigte.
»Ich bin großartig groß und artig« war
Ludger Bruckmanns Selbsteinschätzung nach den Selbsterfahrungsseminaren
bei Art Reade, wobei er das »Groß« auf seine imposante
Körperstatur bezog und das »Artig« auf seine Friedfertigkeit.
Beides, wie auch seine Unerschrockenheit und Schlagfertigkeit, machten
ihn zu einem beliebten Mitarbeiter im Weglaufhaus. Besonders beliebt war
er bei den Bewohnerinnen und Bewohnern, sie schätzen seine Hilfsbereitschaft,
Direktheit und Geradlinigkeit. Ganz Kind seiner Zeit konnte er komisch
wie Heinz Erhardt sein; allerdings auch stur, wenn er von einer Position
überzeugt war. Dieser Charakterzug, der ihn in seinem Lebensweg trotz
vieler Misserfolge immer wieder aufstehen und weitermachen ließ,
fand seine Würdigung, als ihm dem »Weglaufhaus-Mitarbeiter
mit dem größten Durchhaltevermögen und dem dicksten Schädel«
2004 stellvertretend für den Trägerverein und das Team
des Weglaufhauses der Ingeborg-Drewitz-Preis der Humanistischen Union
Berlin überreicht wurde (Lehmann 2025, S. 299).
Öffentlichkeitsarbeit und Reflexionen
Schon vor seiner Psychiatrisierung war Ludger Bruckmann in spezieller
Weise kreativ. Mit einfachsten Mitteln stellte er Kurzfilme im Super-8-Schmalfilmformat
her, die er in privaten Kreisen zeigte, beispielsweise »Die Raubritter
von Seldeneck«. Die Videodateien zu seinem Spielfilm »Ver-rückt
Jenseits der Normalität«, den er mit Teammitgliedern
des Weglaufhauses drehte und wo er verschiedene, mit einfachsten Mitteln
gedrehte Teilsequenzen übereinander blendete, um originelle Spezialeffekte
zu erzielen, fanden sich in seinem Nachlass. Sie wurden von dem Berliner
Filmemacher Zoran Solomun, einem Freund Ludger Bruckmanns, posthum in
digitalisierter Form fertiggestellt und erstmals bei einer Gedenkveranstaltung
im Weglaufhaus mitsamt seinem Kommentar zum Film öffentlich gezeigt.
Gerne gab Ludger Bruckmann Interviews, vertrat die Gruppen, in denen
er sich engagierte, an Ständen bei Straßenfesten oder auf dem
Evangelischen
Kirchentag, und sprach bei Tagungen im In- und Ausland. Als Nicht-Akademiker
hatte er keinerlei Scheu, bei Veranstaltungen an Universitäten Psychiater
wegen der Verblödung ihrer Studentinnen und Studenten zu kritisieren,
wenn sie ihre Psychopharmaka anpriesen (Arnulf & Haase 1983). Gleichzeitig
genoss er es, wenn er wie zum Beispiel 2010 anlässlich des
Kongresses des Europäischen Netzwerks von Psychiatriebetroffenen
in der Aristoteles-Universität von Thessaloniki seitens Kostas Bairaktaris
das Interesse an seinem Lebensweg und seinen jahrzehntelangen Erfahrungen
im Bereich der humanistischen Antipsychiatrie erfuhr, das er verdiente.

Kritisch, auch selbstkritisch, reflektierte Ludger Bruckmann immer wieder
Chancen, Grenzen und Fallstricke im Selbsthilfe- und Reformbereich. So
positiv, wie er für sich selbst in seinem Artikel »Was hilft
mir, wenn ich verrückt werde« die Möglichkeiten individueller
Selbsthilfe einschätzte und für eine Abkehr vom Wiederkäuen
von Leidensgeschichten hin zur Übernahme von Selbstverantwortung
für den weiteren Lebensweg plädierte, so kritisch sah er die
häufig fehlende Selbstkritik in Psychiatriebetroffenenkreisen sowie
den Expertenmonolog so mancher akademischer Besserwisser.
Nach der Pensionierung Ludger Bruckmanns führte ihn sein Freund
Wolfgang Fehse, ein Berliner Autor, in die Gesellschaft für neue
Literatur Berlin ein, wo er einen weiteren Freundeskreis aufbaute und
bis zu seinem Schlaganfall immer wieder eigene kurze gesellschaftskritische
Texte vortrug.
Quellen
-
Arnulf,
Jan Ketil / Haase, Willi (1983): Ein Verrückter an der Uni. Ludger
aus der Irren-Offensive deckt Verblödung an der Uni im Fach Psychopathologie
(= Lehre von den Geisteskrankheiten) auf. Mitsamt der
Stellungnahme von Ludger Bruckmann, in: Die Irren-Offensive
Zeitschrift von Ver-rückten gegen Psychiatrie (Berlin), Heft
2, S. 35
-
Bruckmann, Ludger: Erster Schritt:
keine Krankheitseinsicht!, in: Stachel Zeitung der
Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz (Westberlin),
Extrablatt anlässlich der bevorstehenden Verschärfung des
Unterbringungsgesetzes PsychKG, September 1983, S. 2
-
Bruckmann,
Ludger (1993): Rückblick auf zwölf Jahre antipsychiatrische
Selbsthilfe. Zwei Interviews, in: Kerstin
Kempker & Peter Lehmann (Hg.): Statt Psychiatrie, Berlin:
Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag, S. 365-380
-
Kempker, Kerstin (1998): Was ist das Weglaufhaus?, in: Kerstin
Kempker (Hg.): Flucht in die Wirklichkeit Das Berliner Weglaufhaus,
Berlin: Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag, S. 13-23
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Lehmann,
Peter (20.11.2021): Reinhard Wojke; Online-Ressource https://antipsychiatrieverlag.de/artikel/selbsthilfe/reinhard/wojke.htm
-
Lehmann,
Peter (2022): Anti- und nichtpsychiatrische Selbsthilfe ab den 1980er-Jahren.
Gewidmet dem Andenken an Ludger Bruckmann (* 14.7.1947 †
23.11.2020), in: Soziale Psychiatrie, 46. Jg., Nr. 1, S. 30-32
-
Lehmann,
Peter (2025): Laudatio anlässlich der Verleihung des Ingeborg-Drewitz-Preises
der Humanistischen Union Berlin an das Weglaufhaus »Villa Stöckle«,
in: Tina
Stöckle: Die Irren-Offensive. Erfahrungen einer Selbsthilfe-Organisation
von Psychiatrieüberlebenden, PDF E-Book, Berlin & Lancaster:
Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag, S. 294-300
-
Lehmann,
Peter (2024): »Die erste Irren-Offensive war so gut und so schön
für mich.« Anti- und nichtpsychiatrische Selbsthilfe ab
den 1980er-Jahren. Gewidmet dem Andenken an Ludger Bruckmann (*
14.7.1947 † 23.11.2020), in: MüPE-Rundbrief
Rundbrief des Vereins Münchner Psychiatrie-Erfahrene (MüPE)
e.V., Nr. 3, S. 4-9
- Stöckle, Tina (1982): Interview mit Ludger, in: Tina Stöckle:
Die Bedeutung der Selbsthilfegruppen im psychosozialen (psychiatrischen)
Bereich, aufgezeigt am Beispiel der Irren-Offensive. Diplomarbeit an
der Technischen Universität Berlin, Fachbereich 22 Erziehungswissenschaften
(Erstgutachter: Hellmut Lessing, Zweitgutachter: Manfred Liebel), S.
34-41. Und in: Tina
Stöckle: Die Irren-Offensive. Erfahrungen einer Selbsthilfe-Organisation
von Psychiatrieüberlebenden, PDF E-Book, Neuausgabe, Berlin
& Lancaster: Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag 2025, S. 34-41
-
Bruckmann,
Ludger: Eine zerrissene Anstaltseinweisung und die Folgen,
in: Die Irren-Offensive Zeitschrift von Ver-rückten gegen
Psychiatrie (Berlin), Heft 1 (1981), S. 5-6
-
Bruckmann, Ludger:
Erster Schritt: keine Krankheitseinsicht!, in: Stachel
Zeitung der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz
(Westberlin), Extrablatt anlässlich der bevorstehenden Verschärfung
des Unterbringungsgesetzes PsychKG, September 1983, S. 2
-
Bruckmann,
Ludger: Leserbrief zu »Die große Umarmung. Psychiatrie
in Berlin« von Norbert Stockheim, in Zitty
Illustrierte Stadtzeitung Berlin, 1984, Nr. 24, S. 5
-
»Interview mit Ludger«, in: Tina Stöckle: »Die
Bedeutung der Selbsthilfegruppen im psychosozialen (psychiatrischen)
Bereich, aufgezeigt am Beispiel der Irren-Offensive«, Diplomarbeit
an der Technischen Universität Berlin, Fachbereich 22
Erziehungswissenschaften, April 1982, S. 34-41; und in: Tina Stöckle:
»Die Irren-Offensive. Erfahrungen einer Selbsthilfe-Organisation
von Psychiatrieopfern«, Frankfurt am Main: Extrabuch-Verlag 1983,
S. 34-41; und in: Tina
Stöckle: Die Irren-Offensive. Erfahrungen einer Selbsthilfe-Organisation
von Psychiatrieüberlebenden, PDF E-Book, Neuausgabe, Berlin
& Lancaster: Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag 2025, S. 34-41
-
Arnulf,
Jan Ketil / Haase, Willi: Ein Verrückter an der Uni. Ludger aus
der Irren-Offensive deckt Verblödung an der Uni im Fach Psychopathologie
(= Lehre von den "Geisteskrankheiten") auf, mitsamt
der Stellungnahme von Ludger Bruckmann, in: Die Irren-Offensive
Zeitschrift von Ver-rückten gegen Psychiatrie (Berlin), Heft
2 (1983), S. 35
-
Bruckmann,
Ludger: Das Ver-rücktenhaus Ein Traum III, in:
Die Irren-Offensive Zeitschrift von Ver-rückten gegen
Psychiatrie (Berlin), Heft 2 (1983), S. 33
-
Bruckmann,
Ludger: Jammerer brauchen wir nicht!, in: Die Irren-Offensive
Zeitschrift von Ver-rückten gegen Psychiatrie (Berlin),
Heft 2 (1983), S. 62
-
Bruckmann,
Ludger / Tina Stöckle / A. H. / Fritz Hasper / Peter Lehmann:
Grüne, Psychiatrie und Antipsychiatrie Ein grünes
Armutszeugnis, in: Die Irren-Offensive Zeitschrift
von Ver-rückten gegen Psychiatrie (Berlin), Heft 3 (1987), S.
11-15
-
Bruckmann,
Ludger: Der Weg ins Leben, in: Pro Mente Sana Aktuell (Weinfelden
/ Schweiz), 1988, Nr. 3 (»Dossier Psychopharmaka«), S. 38
-
Lehmann,
Peter / Tina Stöckle / Ludger Bruckmann: Böcke zu Gärtnern
machen? Leserbrief zu »Skandal ohne Ende. Eine Bilanz
der Psychiatrieentwicklung seit der Enquete« von Thomas Bock,
in: Dr. med. Mabuse (Frankfurt am Main), 13. Jg. (1988), Heft 53,
S. 5
-
KMF:
Zwei gebackene Kekse als Therapieerfolg Blaue Karawane: Anti-Psychiatrie
beklagt »krankmachenden Hohn«, Bericht über
eine Veranstaltung in Kiel mit Thilo von Trotha, Peter Lehmann und
Ludger Bruckmann, in: Der Eppendorfer Zeitschrift für
die Psychiatrie (Brunsbüttel), 6. Jg. (1991), Nr. 2, S. 29
-
Bertram, Heiner / Susanne Bode / Ludger Bruckmann / Kerstin Kempker
/ Dietrich Krämer / Klaus Mücke / Sabine Nitz-Spatz / Susanne
Oette / Thilo von Trotha: Psychiatrie
oder Menschenrechte. Betroffenenrechte stärken Alternativen
sichern, Berlin: Die Grünen / Alternative Liste 1991.
Mit den Kapiteln Über
eine Methode, wie die Psychiatrie körperliches Leid auslöst
und »psychiatrische Krankheiten« erzeugt / Selbsthilfe
gegen Psychiatrie / Krisenarbeit
/ Obdachlosigkeit
und Psychiatrisierung / Betreutes
Wohnen / Der
Psychiatrie-Ombudsman / -mensch / Einrichtung
einer Psychiatrie-Beschwerdestelle / Der
gläserne Patient Datenschutz im Sozialpsychiatrischen
Dienst
-
Bruckmann,
Ludger: Rückblick auf zwölf Jahre antipsychiatrische Selbsthilfe,
Zwei Interviews, in: Kerstin
Kempker & Peter Lehmann (Hg.): Statt Psychiatrie, Berlin:
Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag 1993, S. 365-380
-
Bruckmann, Ludger: Ver-rückt Jenseits der Normalität,
Spielfilm von 1996/97 mit nachfolgendem Kommentar von Ludger Bruckmann,
in den Hauptrollen David Benseler, Daniela Brandtner, Burkhart Brückner,
Otmar Klett und Martina Peter, DVD. Buch, Regie und Produktion: Ludger
Bruckmann
-
Zuflucht
im Weglaufhaus, in: Nachrichten Parität, 1999, Nr. 5,
S. 6-7
-
Lehmann,
Peter: Laudatio anlässlich der Verleihung des Ingeborg-Drewitz-Preises
der Humanistischen Union Berlin an das Weglaufhaus »Villa Stöckle«,
Berlin, 12. Dezember 2004, mit einer Hervorhebung der Verdienste Ludger
Bruckmanns, in: Rundbrief
des Bundesverbands Psychiatrie-Erfahrener e.V. (BRD), 2005, Nr.
1, S. 12-15; und in: Tina
Stöckle: Die Irren-Offensive. Erfahrungen einer Selbsthilfe-Organisation
von Psychiatrieüberlebenden, PDF E-Book, Neuausgabe, Berlin
& Lancaster: Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag 2025, S. 294-300
-
Bruckmann, Ludger: Was hilft mir, wenn ich verrückt werde?
(S. 43-45), in: Peter Lehmann / Peter Stastny: »Was hilft mir,
wenn ich verrückt werde?«, in:
Peter Lehmann & Peter Stastny (Hg.): Statt Psychiatrie 2,
Berlin, Eugene & Shrewsbury: Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag
2007, S. 42-75 (E-Book
2025)
-
Bruckmann, Ludger: What helps me if I go mad? (pp. 45-47),
in: Peter Lehmann / Peter Stastny: "What helps me if I go mad?",
in: Peter
Stastny & Peter Lehmann (Eds.): Alternatives beyond psychiatry,
Berlin, Eugene & Shrewsbury: Peter Lehmann Publishing 2007, pp.
44-75 (e-book
2025)
-
Video-Dokumentation
von der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Peter Lehmann und
vom Kongress "Determining our own future: The way forward for
all European users and survivors of psychiatry" (= "Joint
congress against discrimination and stigma, for user-orientated reforms
in psychiatry and the right to alternatives"), mit Redebeiträgen
von Ludger Bruckmann, organisiert vom Europäischen Netzwerk von
Psychiatriebetroffenen, Mental Health Europe, dem Griechischen Komitee
von Psychiatriebetroffenen und dem Selbsthilfeförderprogramm
der Psychologischen Abteilung der Aristoteles-Universität von
Thessaloniki, 28. September 1. Oktober 2010
-
Bruckmann, Ludger: Τι
μεβοηθάει
όταντρελαίνομαι;
(σ. 32-34), στο:
Λέμαν, Πέτερ
/ Στάστνι,
Πέτερ: «Τι
μεβοηθάει
όταντρελαίνομαι;»,
στο:
Πέτερ
Λέμαν, Πέτερ
Στάστνι &
Άννα Εμμανουηλίδου
(επιμ.): Αντί
της ψυχιατρικής.
Η φροντίδα
του ψυχικού
πόνου έξω
από την ψυχιατρική,
Θεσσαλονίκη:
εκδ. Νησίδες
2012, σ. 26-58
-
Bruckmann, Ludger: Von der Mensch Werdung des Nashorns, Privatdruck,
Berlin: Verlag Wortflügel Wolfgang Fehse 2021
- Lehmann,
Peter: Bruckmann, Ludger, in: »Biographisches Archiv der
Psychiatrie«, Online-Ressource www.biapsy.de/index.php/de/9-biographien-a-z/300-bruckmann-ludger
Traueranzeige, Nachrufe & Widmungen
-
Traueranzeige
in der taz Die Tageszeitung, 12. Dezember 2020, Ausgabe
Berlin
-
Gründungsmitglied
des Weglaufhauses gestorben, in: Eppendorfer Zeitschrift
für Psychiatrie und Soziales (Hamburg), 41. Jg. (2021), Nr. 1
-
Küpper, Christian: Immer diese Widersprüche. Überlegungen
zur Antipsychiatrie aus der Sicht eines Mitarbeiters des Berliner
Weglaufhauses. Im Gedenken an Ludger Bruckmann, in: Sozialpsychiatrische
Informationen (Hannover), 52. Jg. (2022), Nr. 2, S. 34-36
-
Lehmann,
Peter: Anti- und nichtpsychiatrische Selbsthilfe ab den 1980er-Jahren.
Gewidmet dem Andenken an Ludger Bruckmann (* 14.7.1947 †
23.11.2020), in: Soziale Psychiatrie (Köln), 46. Jg.
(2022), Nr. 1, S. 30-32; und in: Schattenblick, Online-Ausgabe www.schattenblick.de/infopool/medizin/psychiat/m6gs0068.html
vom 21. Juli 2022
-
Lehmann, Peter
(2024): »Die erste Irren-Offensive war so gut und so schön
für mich.« Anti- und nichtpsychiatrische Selbsthilfe ab
den 1980er-Jahren. Gewidmet dem Andenken an Ludger Bruckmann (*
14.7.1947 † 23.11.2020), in: MüPE-Rundbrief
Rundbrief des Vereins Münchner Psychiatrie-Erfahrene (MüPE)
e.V., Nr. 3, S. 4-9
-
Lehmann, Peter: Ludger Bruckmann posthum zum 75. Geburtstag,
in: Schattenblick, Online-Publikation www.schattenblick.de/infopool/medizin/psychiat/m6it0021.html
vom 14. Juli 2022
Ludger Bruckmann verstorben Selbsthilfebewegung trauert um
Gründungsmitglied des Berliner Weglaufhauses
»Wir trauern um unseren liebevollen, eigensinnigen und hilfsbereiten
Onkel, Schwager, Freund, Kollegen und Mitstreiter.« So ist
die am 12. Dezember 2020 erscheinende Traueranzeige überschrieben
für Ludger Bruckmann, der über vier Jahrzehnte in der antipsychiatrischen
Selbsthilfe aktiv war (»anti« bedeutet in der Bewegung
entsprechend des altgriechischen Begriffursprungs auch »statt«
bzw. »anstelle« / Red.). Gemeinsam mit seinem Freund Peter
Lehmann und anderen Aktivistinnen und Aktivisten gründete er
unter anderem 1980 die Berliner Irren-Offensive und später
das international bekannt gewordene Weglaufhaus »Villa Stöckle«
(vgl. https://weglaufhaus.de/). Dort war er bis zu seiner Alterspensionierung
2010 als Mitarbeiter ein integraler Bestandteil des Teams und dann
der erste Rentner in Deutschland, der sein Altersruhegeld aufgrund
einer antipsychiatrischen Arbeit bezog.
Als dem Weglaufhaus 2004 der Ingeborg-Drewitz-Preis der Humanistischen
Union Berlin verliehen wurde, hob Peter Lehmann in seiner Laudatio
hervor: »Dem Projekt den Menschen, die es gegründet
und unterstützt haben, die es jetzt tragen und die dort arbeiten
gehört mein Respekt: Menschen, die vor akademischen
Titeln und weißen Kitteln nicht in Ehrfurcht versinken, Menschen
mit Durchhaltevermögen und Widerspruchsgeist man könnte
auch Dickschädeligkeit dazu sagen. Der Weglaufhaus-Mitarbeiter
mit dem größten Durchhaltevermögen und dem dicksten
Schädel ist zweifelsfrei Ludger Bruckmann, von der ersten Sekunde
an beim Projekt. 22 Jahre dabei, dabei bei der Eröffnung am
1. Januar 1996, heute immer noch dabei, jetzt Hausmeister im Teilzeitvorruhestand.
Seine Verrücktheit Anno Domini im katholischen Essen bestand
darin, sich einem Polizeiwagen entgegenzustellen und den Polizisten
die Bergpredigt zu halten.«
Der gelernte Fahrradmechaniker war 1989 zudem Gründungsmitglied
und bis 2020 Vorstandsmitglied des Vereins zum Schutz vor psychiatrischer
Gewalt e.V. und 2002 des Für alle Fälle e.V. (FaF). Ludger
Bruckmann starb am 23. November 2020 im Alter von 73 Jahren an den
Folgen eines Herzinfarkts.
Selbsthilfe SeelenLaute-Newsletter Seelische Gesundheit / Dezember
2020
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