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des Antipsychiatrieverlags
in: Hohenschönhausen
Journal der Plan- und Leitstelle Gesundheit (Hg. Bezirksamt Höhenschönhausen
von Berlin, Abt. Gesundheit, Personal und Verwaltung, Plan- und
Leitstelle Gesundheit), 3. Jg. (1998), Nr. IV (»Gesundheit
Jahreskampagne '98«), S. 22-26
Peter
Lehmann
Frauen und Psychiatrie: Wenn Männer Frauen den Vortritt
lassen...
Schon seit Jahrhunderten verabreicht man alle denkbaren
Substanzen, um die menschliche Psyche zu beeinflussen. Heutzutage ist es üblich,
unangenehme und störende Gefühle und damit verbundene Einstellungen
und Handlungsweisen mit Drogen aller Art zu unterdrücken oder Gefühle
mit vermeintlichen Glückspillen künstlich zu produzieren. Viele Männer
und Frauen denken, sie bräuchten Psychopharmaka zum Wohlbefinden und Überleben.
Diesen Haltungen entspricht das nahezu unerschöpfliche Reservoir an Substanzen,
die man als Psychopharmaka einsetzen kann. Im medizinisch-psychiatrischen Bereich
sind dies neben Neuroleptika vor allem Antidepressiva und Tranquilizer.
Bewältigung der Alltagspflichten von Hausfrauen, Erziehungs-
und Verhaltensprobleme von Kindern und Unzufriedenheit von Alten
sind einige der umsatzträchtigen Indikationen, die in Werbeanzeigen
mehr oder weniger direkt immer wieder genannt werden und zur Verschreibung
psychiatrischer Psychopharmaka anregen sollen.
Auch
bei Elektroschocks gelten die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht und
das Alter als Risikofaktoren, um solch einer Behandlung, die aus einem vorsätzlich
herbeigeführten epileptischen Anfall besteht, unterzogen zu werden. So ergab
eine Studie von Roland Littlewood und Sybil Cross in Großbritannien 1980,
dass von allen Elektrogeschockten 80% Frauen sind. In den USA sind zwei Drittel
der Elektrogeschockten weiblichen Geschlechts, die Mehrheit davon älter als
65 Jahre. Frauen, die man elektroschockt, bleiben durchschnittlich wesentlich
länger in der Anstalt als Männer.
Weitaus gefährlicher als
ein längerer Anstaltsaufenthalt ist für psychiatrische Patientinnen
das Risiko, das mit einem erhöhten Prolaktinspiegel verbunden ist. Prolaktin
ist ein Hormon, das vor allem während der Schwangerschaft das Brustwachstum
und die Milchbildung fördert. Bei Männern wie bei Frauen beeinflusst
es zudem die Sexualhormonregelung im Hypothalamus, einem speziellen Hirnzentrum,
und in der Hirnanhangdrüse. Den erhöhten Prolaktinspiegel im Blut benutzen
manche Psychiater als Messpegel für die verabreichten Neuroleptika, d.h.
als Nachweis für ihre Einnahme. Da Prolaktin eine Schlüsselrolle bei
der Entstehung von Tumoren bei Mäusen und Ratten und bei einem Drittel des
menschlichen Brustkrebses zugesprochen wurde, lohnt es sich, kurz auf dieses Thema
einzugehen über die unmittelbaren harmloseren Psychopharmakawirkungen
im Sexualbereich hinaus.
Uriel Halbreich und Kollegen der Gynäkologischen
Abteilung der State University of New York in Buffalo ließen Mammogramme
(röntgenologische Darstellungen der weiblichen Brüste) von 275 Frauen,
die älter als 40 Jahre waren und die zwischen 1988 und 1993 im Buffalo Psychiatric
Center Insassinnen waren, mit Mammogrammen von 928 Patientinnen des Erie County
Medical Center, einem Allgemeinkrankenhaus, vergleichen. 1996 teilten sie im American
Journal of Psychiatry ihre Ergebnisse mit. Diese führten sie u.a. auf
die durch Neuroleptika, Antidepressiva und Elektroschocks bedingte erhöhte
Prolaktinausschüttung zurück:
»Das Vorkommen
von Brustkrebs, das durch Krankenberichte dokumentiert ist, war bei den psychiatrischen
Patientinnen um mehr als das 3,5fache höher als bei den Patientinnen des
Allgemeinkrankenhauses und 9,5mal höher, als man es von der Durchschnittsbevölkerung
berichtet. Schlüsse: Falls bestätigt, könnte das befürchtete
höhere Brustkrebsvorkommen unter den psychiatrischen Patientinnen den Medikamenten
geschuldet sein...«
Welcher Arzt warnt hierzulande vor
diesem Risiko?
Sind Psychopharmaka frauenspezifische Medikamente?
Werbeanzeigen
in Fachzeitschriften führen dem Mediziner leichtverständlich vor, dass
man per Spritze hysterischen und anderen Frauen mit störendem
Gefühlsleben wirksam helfen kann, nämlich indem man sie gleichsam wie
einen Flaschengeist in die Ampulle verbannt. Problemlos lässt sich beispielsweise
mit dem Antidepressivum Fluvoxamin (im Handel als Fevarin und Floxyfral) der unglücklichen
Frau ein heiter lächelnder Mund einsetzen. Für Frauen, die unter dem
»Syndrom des leeren Nestes« leiden, annoncierte man Triavil. Dieses
Kombinationspräparat aus dem Neuroleptikum Perphenazin (im Handel als Decentan
und Trilafon) und dem Antidepressivum Amitriptylin (im Handel als Amineurin, Novoprotect,
Saroten, Syneudon und Tryptizol) »... könne oft Frauen in den Wechseljahren
helfen, erfolgreich mit einer neuen und anderen Rolle klarzukommen, wenn die Kinder
erwachsen und aus dem Haus sind.«
70% aller Psychopharmaka werden Frauen
verordnet. »Man kann sagen,« schrieb die Journalistin Ingrid Füller
1994 in dem Buch »Schlucken und ducken«,
»dass
Frauen in der Regel widerspruchslos das herunterschlucken, was ihnen
der Arzt verordnet, bzw. das, was die Anzeigenflut der pharmazeutischen Industrie,
die ja gezielt in den Frauenzeitschriften auftaucht, ihnen vermittelt: die Botschaft
Für jedes Problem gibt es eine Pille.«
Frauen
erhalten die doppelte Menge an Psychopharmaka, da sie häufiger zum Arzt gehen,
so C. Hock von der Münchner und Franz Müller-Spahn von der Basler Universitätsanstalt.
Da sie insbesondere in ihrer Rolle als Mutter immer funktionieren sollen, stehen
sie zudem ständig unter Druck, eigene Probleme aller Art zu unterdrücken,
und sei es durch Psychopharmaka. Außerdem werden bei Frauen wesentlich häufiger
als bei Männern Persönlichkeitsstörungen attestiert und Psychodiagnosen
gestellt: Schlafstörung, Depression, Neurose, Psychose oder Schizophrenie
bis zu dreimal so häufig.
Die Zahl der Frauen in der Gerichtspsychiatrie
ist zwar wesentlich geringer als diejenige der Männer; prozentual gesehen
werden Frauen, die unter emotionaler Beteiligung Delikte begingen, jedoch siebenmal
häufiger als Männer als psychiatrische Fälle diagnostiziert und
in Hochsicherheitsanstalten geschickt, so das Ergebnis einer Untersuchung der
britischen Tageszeitung Observer aus dem Jahre 1990. Die Wahrscheinlichkeit,
dass man bei Frauen eine psychiatrische Behandlung anordnet, wenn sie vor Kriminalgerichten
erscheinen, ist doppelt so hoch wie bei Männern.
Ältere Frauen
sind von psychiatrischen Verordnungen besonders betroffen. Karl Kimbel, Geschäftsführer
der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, wies 1987 darauf hin,
dass 1985 auf 100 Frauen im Alter zwischen 71 und 80 Jahren 228 Verordnungen für
Psychopharmaka kamen, bei den Über-80-Jährigen sogar 282.
Wer Psychopharmaka verschreibt
Der Irrtum, nur bei psychiatrischen Diagnosen
würden Psychopharmaka verschrieben, kann ebenso verhängnisvoll sein
wie die Annahme, nur Psychiater würden sie verordnen. Im Rahmen der sogenannten
Kurierfreiheit und angesichts der Beliebigkeit der Indikationen überrascht
es wenig, dass es Allgemeinmediziner sind, die am häufigsten den Namen eines
Psychopharmakons auf ihren Rezeptblock schreiben. Cornelia Krause-Girth von der
Universitätsanstalt Frankfurt/Main nannte 1989 Zahlen:
»Der
weitaus größte Teil aller Psychopharmaka-Verordnungen kommt von drei
Facharztgruppen: praktischen Ärzten, Internisten und Nervenärzten, d.h.
Neurologen und Psychiatern. Die restlichen Facharztgruppen verordnen zusammen
nur etwa vier Prozent aller Psychopharmaka. Von Nervenärzten, Neurologen
und Psychiatern werden rund 1/3 aller Antidepressiva und Neuroleptika verordnet,
aber nur sieben Prozent aller Tranquilizer. In anderen Ländern, aus denen
vergleichbare Daten vorliegen, ist es ähnlich. In den USA verordnen die Psychiater
sogar nur fünf Prozent aller psychotropen (die Psyche beeinflussenden, P.L.)
Medikamente.«
Wer Neuroleptika bekommt
Auch
unter den Neuroleptikabehandelten sind es die wehrlosesten oder vertrauensseligsten,
die am stärksten behandelt werden. »Alle Neuroleptika werden Frauen
deutlich häufiger verschrieben, bei Imap ist das Verhältnis sogar 78
zu 22 Prozent«, so Krause-Girth.
Neben der Geschlechtszugehörigkeit
ist das zunehmende Alter ein gewichtiger Risikofaktor. Besonders aus den USA kommen
verstärkt besorgniserregende Nachrichten. Während dort der Bevölkerungsanteil
der über 60 Jahre alten Menschen 1985 bei 11% lag, betrug ihr Anteil an Neuroleptikaverschreibungen
über 33%. Können ältere Menschen nicht mehr weglaufen, werden besonders
häufig Neuroleptika verabreicht. Eine Untersuchung von 1986, die sich 2000
chemischen Substanzen und Millionen von Verschreibungen widmete, ergab, dass 60,5%
der Verordnungen an die über 65 Jahre alten Altenheimbewohnerinnen und -bewohner
Neuroleptikaverschreibungen waren. Laut einer 1989 publizierten Studie von Jerry
Avorn und Kollegen der Harvard Medical School in Boston, durchgeführt in
55 Altenheimen in Massachusetts, erhielten 55% von 1201 Untersuchten zumindest
ein psychiatrisches Psychopharmakon. 39% bekamen Neuroleptika verabreicht, die
übrigen Antidepressiva, Lithium und Tranquilizer. Bei der Neuroleptikagruppe
war der Prozentsatz der Mehrfachverordnungen mit Abstand am höchsten. Die
Verschreibungen waren immer wieder automatisch erneuert worden. Eine zweite Arbeit
brachte ähnliche Ergebnisse:
»In einer Folgestudie
untersuchten wir 837 Bewohner in 44 Altenheimen mit teilweise hohen Dosen antipsychotischer
Medikamente. Bei ungefähr der Hälfte von ihnen war im Untersuchungsjahr
offensichtlich kein Arzt an Entscheidungen über ihren psychischen Zustand
beteiligt. (...) Wir kommen zum Schluss, dass Psychopharmaka in Altenheimen weit
verbreitet sind, wobei die Mitarbeiter nur ein geringes medizinisches Verständnis
von den möglichen Nebenwirkungen besitzen und der Gebrauch nur wenig medizinisch
überwacht wird.«
Viele Behandler meinen, dass ab
einem bestimmten Alter Geschlechtsunterschiede im Bedarf nach Neuroleptika
auftreten. »Frauen über 40 benötigten in aller Regel höhere
Dosen als Männer«, schrieb Mary Seeman vom Clarke Institute of Psychiatry
in Toronto.
Wie sich die geschlechtsspezifische Behandlung mit Neuroleptika
abspielen kann, zeigt der folgende Bericht der 71jährigen Lore Häberle
aus dem Schwarzwald von 1994. Die Frau schilderte, wie das Neuroleptikum Fluspirilen
(im Handel als Fluspi, Imap und kivat) bei ihr wirkte, das ihr von ihrem Arzt
als Tranquilizer verabreicht worden war, um die Klagen über ihre Herzprobleme
abzustellen:
»Im Herbst 1993 litt ich an Herzjagen und
innerer Unruhe. Überhaupt war mein Allgemeinzustand seit einer Krebsoperation
vor zwölf Jahren miserabel. Mein Zustand verschlechterte sich jetzt dermaßen,
dass ich mich immer mehr einkapselte und schließlich einen praktischen Arzt
aufsuchte. Dieser gab mir sofort eine Imap-Spritze. Da ich am Abend sehr unruhig
wurde und dieser Zustand über Nacht anhielt, ging ich am nächsten Tag
wieder zu diesem Arzt, der mir eine weitere Spritze Imap gab. Mein Zustand verschlechterte
sich weiter, am dritten Tag erhielt ich die dritte Spritze Imap. Ich lief in einer
Art Trance umher, war völlig verzweifelt, hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen.
Ich hielt die Angstzustände nicht mehr aus. Zum Glück riet mir meine
Freundin, der ich mich in meiner Not anvertraute und die kritische Informationen
über Imap einholte, weitere Spritzen abzulehnen und die vorgesehene Serie
abzubrechen. Ich wechselte den Arzt und drängte darauf, ins Krankenhaus eingewiesen
zu werden. Meine Unnachgiebigkeit war erfolgreich. Im Krankenhaus bestand ich
auf einer gründlichen Untersuchung, weigerte mich, dieses vorher zu verlassen.
Man stellte eine ernste akute Herzschädigung fest, so dass ich in den ersten
Tagen nicht mal zum Waschen aufstehen durfte. Die stationäre Behandlung dauerte
fünf Wochen.«
Wer Antidepressiva und Tranquilizer bekommt
Da Frauen weitaus öfter die entsprechenden Diagnosen erhalten,
ist es selbstverständlich, dass ihnen häufiger Antidepressiva verordnet
werden. Mit zunehmendem Alter steigt bei Frauen (wie auch bei Männern) die
Wahrscheinlichkeit, Antidepressiva zu erhalten, um dann ab Beginn des Rentenalters
auf konstant hohem Niveau zu bleiben.
Es ist sicher kein Zufall, dass man
1960 Chlordiazepoxid, den ersten Tranquilizer, zuerst bei psychiatrisierten älteren
Menschen ausprobierte. Die bei der Verabreichung neben Sprachstörungen und
Koordinationsstörungen von Bewegungen aufgetretene Ruhigstellung führte
dazu, dass in der Folgezeit viele unzufriedene Bewohnerinnen und Bewohner von
Alten- und Pflegeheimen häufig unbequeme und fordernde Menschen
verstärkt in den Genuss von Tranquilizern gekommen sind. Die
Psychiater Hendrik Uwe Peters und M. Seidel teilten 1970 mit:
»Es gelingt dem Arzt, mit Hilfe von Diazepam (im Handel als diazep, Faustan,
Gewacalm, Lamra, Paceum, Psychopax, Stesolid, Tranquase, Umbrium, Valiquid, Valium
und Valocordin, P.L.) gerade von den klagsamen Patienten einen gewissen Abstand
zu gewinnen.«
Zunehmendes Alter und weibliches Geschlecht
stehen mit dem steigenden Absatz von Tranquilizern in Wechselbeziehung. Ab dem
40. Lebensjahr, wenn sich viele vermehrt über ein sinnentleertes Leben Gedanken
zu machen beginnen, gehen die Tranquilizerverordnungen sprunghaft in die Höhe.
Die Hälfte aller Verschreibungen betreffen Personen zwischen 60 und 80 Jahren.
Menschen im höheren Lebensalter erhalten besonders häufig und dauerhaft
Tranquilizer, meist Benzodiazepine. Krause-Girth kritisierte die Anwendung in
Form von Großpackungen und schrieb: »Die massenhafte Verordnung von
Benzodiazepinen an alte Menschen, bei denen sie gehäuft zu unerwünschten
oder paradoxen Wirkungen führen, ist besorgniserregend.«
Neben
älteren Menschen sind Frauen besonders von Tranquilizerverschreibungen betroffen,
zwei- bis dreimal so häufig wie Männer. Frauen der mittleren Altersgruppe
sind deutlich überrepräsentiert.
Gemeindepsychiatrie und die Gebärmutter
Um die Absicherung der gemeindenahen Langzeitverabreichung
von Psychopharmaka sicherzustellen, arbeiten Psychiater an der Entwicklung neuer
Techniken. Als mögliche Verabreichungsformen, die die mess- und steuerbare
Reproduzierbarkeit und Veränderung der pharmakologischen Stoffe im Organismus
verbessern sollen, nannte der Psychiater Otfried Linde aus Rheinland-Pfalz einpflanzbare
Kristalle sowie über die Haut aufnehmbare oder einspritzbare Mikrokapseln
als Langzeitdepots. Auch implantierbare, über Radiowellen computergesteuerte
Arzneimittelpumpen könnten die Langzeitbehandlung perfektionieren. Frank
Ayd, einer der weltweit einflussreichsten Psychiater, gab im Vorwort zu seinem
Buch »The future of pharmacotherapy« (»Die Zukunft der Pharmakotherapie«)
einen Ausblick auf die Entwicklung neuer Verabreichungsformen. Als Lagerraum für
implantierte Depots sollen Männer ihren Mastdarm und Frauen ihre Vagina oder
Gebärmutter zur Verfügung stellen:
»Bei uns
implantiert man in anderen Bereichen der Medizin bereits Medikamente außer
in der Psychiatrie. In manchen Gebieten der Welt benutzt man eine implantierbare
Form von Antabus zur Behandlung von Alkoholismus. Diese setzt die Medikamente
allmählich über eine Dauer von sechs bis acht Monaten frei, bevor ein
neues Implantat notwendig wird. Ich glaube, dass es in naher Zukunft andere, neue
Wege der Medikamentenverabreichung geben wird. Vielleicht ist es dann möglich,
Silikon mit einigen Neuroleptika zu imprägnieren. Wenn man eine intrauterine
(in die Gebärmutter einführbare, P.L.) Vorrichtung oder ein Pessar mit
einem Neuroleptikum imprägnieren könnte, wäre vielleicht eine Minidosis
wirksam. Von der Erfahrung mit Prostaglandinen wissen wir, dass die Absorption
(Aufnahme, P.L.) von der Vagina und dem Uterus sehr gut ist. Wir beginnen auch,
mehr zu würdigen, dass die Medikamentenverabreichung durch das Auge, die
Wangen- und Nasenschleimhaut und das Rektum (Mastdarm, P.L.) sicher eintretende
metabolische Wege (Bahnen im Stoffwechsel, auf denen die verabreichten Substanzen
chemisch verändert und abgebaut werden, P.L.) vermeidet. (...) Somit könnten
wir in den nächsten Jahren einspritzbare oder einpflanzbare Psychopharmazeutika
mit möglicherweise einer Wirkungsdauer von sechs Monaten bis zu einem Jahr
haben und über diese Wege die Verabreichung hoher Dosen...«
Anmerkung
Alle in diesem Artikel genannten Zitate und Quellen sind nachgewiesen
in: Peter
Lehmann: Schöne neue Psychiatrie, Band 1 und 2 (Berlin
1996; E-Book-Ausgaben 2022)), insbesondere Band 2, S. 11ff.
Weiterführende Literatur
-
Chamberlin, Judi u.a.: Frauen
gegen Gewalt in Gesellschaft und Psychiatrie eine feministische
Analyse Psychiatrie-betroffener Frauen, in: Kerstin
Kempker / Peter Lehmann (Hg.): Statt
Psychiatrie, Berlin 1993, S. 432-442
-
Kempker, Kerstin: Teure
Verständnislosigkeit Die Sprache der Verrücktheit
und die Entgegnung der Psychiatrie, Berlin 1991
-
Millett,
Kate: Psychische Krankheit ein Phantom, in: Kerstin
Kempker / Peter Lehmann (Hg.): »Statt
Psychiatrie«, Berlin 1993, S. 421-431
-
Pusch, Luise / Duda, Sibylle (Hg.): »Wahnsinnsfrauen«,
Band 1, Frankfurt am Main 1992
-
Stratenwerth, Irene: »Wahn & Sinn. Ver-rückte
Lebenswege von Frauen«, Hamburg 1997
-
Wildwasser Bielefeld e.V. (Hg.): Der aufgestörte Blick
Multiple Persönlichkeiten, Frauenbewegung und
Gewalt, Bielefeld 1997
Copyright by Peter Lehmann 1998